Kleine Tyrannen

Wenn ich manchmal in einem Cafè sitze und andere Leute beobachte, fällt mir mehr und mehr auf, dass Kinder oft kleine Tyrannen sind.

Ich kann mich nicht erinnern, dass mein Nachbar oder ich uns als Kleinkinder oder größere Kinder jemals so aufgeführt haben. Klar an vieles erinnert man sich nimmer, aber ich bin mir sicher, dass falls wir uns jemals so aufgeführt hätten, unsere Eltern definitiv dafür gesorgt hätten, dass so etwas nie wieder passiert.

Natürlich bin ich nicht dafür, dass Kinder geschlagen werden, aber etwas Disziplin würde sicher nicht schaden.

Vielleicht ist es überheblich von mir als Nicht-Mutter, mir an zu maßen, dass ich es besser machen würde. Vielleicht würde ich genau dieselben Fehler machen, oder gar schlimmere.

Sicherlich, man kann die Zeiten nicht mehr vergleichen, die Kinder sind heute anders drauf, wie es meine Generation als Kind war, aber das ist ja gerade das Schlimme. Jeder sagt „das ist eben heute so, die sind halt einfach so“, aber nur noch selten bringt man ihnen Respekt und Disziplin bei. Ich rede hier nicht von militärischem Drill oder einer Renaissance wilhelminischer Zeiten, als die Kinder ihre Eltern noch mit Sie anreden mussten. Aber es muss doch einen anderen Weg geben, anstatt ihnen alles durchgehen zu lassen.

Damit tut man den Kindern doch selber keinen Gefallen. Irgendwann kommen sie ins Berufsleben und spätestens dann werden sie es schwer haben, sich an zu passen. Den einen Tag wird ihnen was verboten und am nächsten Tag wird wieder nach gegeben „ja komm, nur heute ausnahmsweise…“ und schon hat man verloren, weil sie genau wissen, dass dieses System immer wieder funktioniert. Die Kinder testen dann ihre Grenzen aus. Egal ob es um`s Essen geht, ums Fernsehen, um die Hausaufgaben, um die Ausdehnung der Zubettgehzeit etc.

Ich kenne Kinder, die auf Kommando „heulen“ können und die ihre Eltern damit simpel manipulieren. „Oh, die arme Kleine / der arme Kleine“ und schwuppsdiwupp bekommen sie ihren Willen durchgesetzt ohne dass die Eltern überhaupt merken, dass sie total verarscht wurden.

Mir fiel schon oft bei einem Kind auf, dass es nicht richtig weint. Das würde man an den Augen sehen. Es heult zwar, aber es schauspielert, da bin ich mir 100% sicher. Wenn Kinder richtig heulen, dann sind die Augen gerötet, der Rotz läuft die Nase runter und das Kinn bebt. Alle diese Symptome fehlen bei den „Anfällen“ des besagten Kindes, aber die Eltern reagieren immer wie vom Kind gewünscht. Es steht immer im Mittelpunkt und bekommt seinen Willen.

Das ist auch eines der Hauptprobleme mit kleinen Feudalherrschern. Sie müssen zwanghaft immer im Mittelpunkt stehen. Sie können sich nicht alleine beschäftigen und brauchen permanent die Bestätigung der Eltern und anderer Erwachsener. Das sogenannte Zappelphilippsyndrom wurde hier zur Normalität.

Wenn ich so ein Kind hätte, dann würde ich ratzfatz in der Psychatrie landen, davon bin ich überzeugt. Allerdings hoffe ich inständig, dass ich es nicht so weit kommen lassen würde.  Zumindest glaube ich, dass ich erkennen würde, wenn das Kind falsche Krokodilstränen weinen würde. Ich würde solche Aktionen einfach ignorieren.

Viele Eltern entschuldigen Entgleisungen ihrer Kinder oft mit „aber sie / er hat es doch gerade so schwer“, „sie / er macht gerade eine schlimme Phase durch“, „sie / er wird doch immer gemobbt“ oder „die Tagesmutter hat schon wieder gekündigt“  und begründen damit, dass sie dem Nachwuchs mal wieder alles durch gehen lassen. Sie tun dies aber eigentlich nicht dem Kinde zuliebe, sondern um ihr eigenes Gewissen zu beruhigen. Entweder weil sie zu wenig Zeit zum spielen etc haben, oder weil sie sich nicht mit dem Fehlverhalten des Mini-Me`s auseinandersetzen wollen.

Diese Kinder kommen dann irgendwann in Ausbildungsbetriebe, wo man ihnen die profansten Dinge beibringen muss. Dass man andere Leute grüßt zum Beispiel und dass man Emails nicht in Dialekt schreibt, schon gar nicht an Vorgesetzte… auch wenn man das auf ICQ  oder Whatsapp eben so macht. Man muss sie lehren, dass man Briefe nicht so schreibt, dass man hinter jeden Satz ein Ausrufezeichen macht und dass die Grußformel „Hey…“ nicht sehr professionell ist, auch wenn man das von Quick so gewohnt ist.

Gut, dass unsere Hunde und Katzen gut erzogen sind und rein gar nichts machen, was sie nicht dürfen. Nein, die springen niemals auf den Tisch, oder werfen Teller runter. Sie machen auch keine Vasen kaputt und fressen nie und nimmer am Elefantenfuß. Sie würden selbstredend auch niemals ihr Streu aus dem Klo rausschaufeln, oder ihr Fressen im Umkreis von 20cm um ihre Näpfe herum verstreuen und sie würden auf gar keinen Fall Löcher in meine Tops machen mit ihren kleinen Krallen oder meine Osterdeko zerstören…nein, unsere Katzen doch nicht. Die sind wohl erzogen…

 

Mäh Ihr Schafe, mäh Ihr Schafe, bleibt treu Eurer Rasse auch im Schlafe

seit einer Woche weiden unweit von unserem Haus Schafe. Immer wenn ich morgens zum Bus laufe, mähen sie mir fröhlich zu.

Es sind wunderschöne Geschöpfe. Am liebsten würde ich sie knuddeln. Aber ich muss mich schützen. Ich darf mich nicht mit den Süßen anfreunden, so wie ich mich als Kind nicht mit den Tieren auf dem Bauernhof meiner Großeltern anfreunden durfte.

Sie haben kein so paradisisches Leben vor sich, wie die wunderschönen Tiere auf dem Eulhof, die von Birgit und Wolfgang liebevoll umhegt werden.

Eines Tages wird die Schafe jemand mit Farbe besprühen und dann werden sie von einem Metzger abgeholt. Ich könnte sie freikaufen, aber wo soll ich sie unterbringen und irgendwann werde ich an der nächsten Schafherde vorbei laufen, oder am nächsten Tiertransporter vorbei fahren…  den nächsten angeketteten Hund sehen, die nächste Katze, die auf einem Industriegelände wild aufwuchs… und ich kann sie nicht alle freikaufen und nicht alle bei mir aufnehmen…. manchmal verzweifle ich fast daran…