Freunde hatten vor Jahren ein Haus gekauft und mich zum Essen eingeladen. Sie kannten einige der abstrusen Geschichten, die mir im Laufe meines langen Lebens widerfahren waren und hatten sich echt große Mühe gegeben, die Themen humorvoll aufzugreifen. Unter anderem hatten sie einen “Margit Schrein” gebastelt, mit Bilder von mir, wie in einem Serienmörderfilm und diesen im Esszimmer aufgestellt.
Ich erkenne die Kreativität echt an und auch mit welcher Detailtreue sie die “lustigen” Anekdoten aufgegriffen hatten. Dennoch fand ich es nicht wirklich lustig. Klar, wenn man die Geschichten erzählt, sind sie im Nachhinein schon komisch, aber sie sind mir wirklich passiert, ich habe sie nicht erfunden.
Mir ist klar, dass die Freunde mich damit zum Lachen bringen wollten. Sie konnten nicht wissen, wie sehr mich das an die teilweise sehr verstörenden Szenen zurück katapultiert hat. Sie waren vermutlich auch enttäuscht, weil ich kaum darauf reagiert habe. Ich habe es sehr wohl registriert, doch es hat mich so an all die kruden Erdnuckel und Psychos erinnert, dass mir das Lachen im Halse stecken blieb.
Der Vorteil am Älterwerden ist, dass Psychopathen sich nicht mehr für mich interessieren. In jüngeren Jahren war ich so oft mit Besessenheit von meist männlichen Personen konfrontiert, dass es mir echt Angst gemacht hat. Egal ob bei der Einweihungsparty der neuen Wohnung ein Bild von mir auf der Schlafzimmerkommode eines ehemaligen Arbeitskollegen stand, oder ob ein Wildfremder ein Bild von mir aus Social Media ausgedruckt und laminiert in seinem Geldbeutel herumtrug und es mir stolz unter die Nase hielt, oder ob ein Typ mir eine Orchidee in einem schwarzen Tuch eingewickelt zuschicken ließ (ok, es war zugegebenermaßen nur der Kopf einer Blume und kein Pferdekopf, aber es weckte solche Assoziationen bei mir), oder ein Busfahrer immer anhielt, obwohl seine Linie gar nicht an dieser Bushaltestelle halten durfte, oder ein (anderer!!!) ehemaliger Kollege einen Kuchen backen lies mit meinem Namen drauf und ihn an alle in seiner Abteilung verteilte, oder der Fremde, der mir auf einem Fest mitteilte, dass er schon seit meiner Teenagerzeit mein Leben “verfolgen” würde. Es gab noch zig andere schräge Aktionen von obsessiven “Verehrern”, die ich erlebt hatte und ich bin froh, dass das aufgehört hat.
Ich habe noch immer einen gewissen “Fanclub”, aber der ist zum Glück sehr harmlos und ich ziehe offenbar nicht mehr die total Verrückten an.
Die Aktion der Freunde fällt wieder unter die Kategorie “gut gemeint ist immer Scheiße”, aber ich nehme es ihnen garantiert nicht krumm, es war einfach etwas verstörend.