Bekanntlich ist Gottes Tiergarten sehr groß, und in ihm tummeln sich auch die Ex-Partnerinnen des Freundes/Verlobten/Ehemannes, kurz Exen genannt.
Diese Spezies hat von Zeit zu Zeit ungewollten Einfluss auf das eigene Leben.
Etwa wenn eine der Exen im Büro des Partners arbeitet und natürlich auch zu Grillfesten der Firma eingeladen wird, weshalb man gezwungen ist, sich freundlich mit ihr zu unterhalten. Man steht dann freundlich lächelnd da und hört geduldig zu, wie sie – als Kettenraucherin – sich über das Antirauchergesetz mokiert. Man bleibt sogar noch ruhig, wenn sie die gewagte These kundtut, dass es in Kneipen und Restaurants nun mehr stinken würde als früher, weil der Zigarettengeruch alles überdeckt hätte.
Manchmal hat man Glück, und die Exen wohnen so weit weg, dass man sie nicht allzu oft zu sehen bekommt, außer der eigene Schatz schlägt gedankenlos vor, dass man sie doch mal wieder besuchen könnte.
Oder aber, wenn die Ex zu hohen Feiertagen wieder im Land ist und der Partner sich irgendwie verpflichtet fühlt, sich um sie zu kümmern und abends zu dritt irgendwo mit ihr hinzugehen. Für diese Fälle muss man als Partnerin gute Nerven bewahren und ganz gute Miene zu allem machen, was so passiert. Dann sind gezwungene Gespräche über triviale Themen vorprogrammiert. Ganz schlimm wird es, wenn die Ex anfängt, in Erinnerungen zu schwelgen und permanent mit ihren “Weißt du noch?”-Geschichten nervt.
Wenn die Ex in derselben Kleinstadt wohnt, ist es unvermeidlich, dass man sich auf größeren Festen über den Weg läuft. Das ist normalerweise auch kein Problem, es sei denn, sie gesellt sich zu einem und erzählt allen angesoffenen Trotteln, die rumlaufen, sie wäre lesbisch und man selbst ihre Lebensgefährtin. In so einem Fall ist die Grenze des guten Geschmacks längst überschritten. Man wird die Frau zukünftig meiden, so gut es geht.
Es hat nichts mit Eifersucht zu tun, dass man die Ex-Partnerinnen des eigenen Mannes nicht so gern sieht. Man weiß, dass diese Frauen Vergangenheit sind und ist sich der Liebe des Partners sicher. Allerdings sind solche Zusammentreffen mit seiner amourösen Vergangenheit immer mit einem etwas schalen Beigeschmack verbunden. Diese Frauen haben mit dem Liebsten eine Vergangenheit erlebt, die einem selbst verschlossen ist. Sie ist Teil seines Lebens, von dem man ausgeschlossen ist. Das ist wahrscheinlich der Grund für das seltsame Gefühl, das einen beim Zusammentreffen mit den Exen überkommt.
Ein weiterer Punkt ist der, dass Frauen generell dazu neigen, sich mit anderen Frauen zu vergleichen. Wenn die Exen äußerlich und auch von der Art her dann auch noch komplett komplementär zu einem selbst sind, dann ist man manchmal verunsichert. Insgeheim fragt man sich dann: „Steht er eigentlich mehr auf fülligere Frauen als auf dünne?”, „Bin ich ihm vielleicht zu liberal/freigeistig/intellektuell oder was auch immer?” oder „Hätte er lieber eine Partnerin, die sich mehr um ihre Karriere kümmert und ehrgeiziger ist?”
Der Verstand weiß natürlich: „Es hat schon seinen Grund, dass er jetzt mit mir zusammen ist” und „Sie haben offensichtlich nicht zu ihm gepasst, denn sonst hätte er sich ja nicht von ihnen getrennt”, aber da ist dann manchmal so ein Quatschkopf im Hirn, der einem zuflüstert: „Und was, wenn er doch lieber eine hätte, die gern alte Heimatfilme und Rosamunde Pilcher schaut anstatt ‚Californiacation” oder “the BIG bang Theory2’, eine, die mehr auf Gildo Horn steht als auf Crossover, eine, die ‚Bunte’ und ‚die Aktuelle’ liest anstatt John Irving und Dan Brown, eine, die sich für die Bibel begeistert anstatt für die Ansichten von Richard Dawkins?” Das sind schwache Momente und frau weiß es selbst. Aber auch mit dem größten Selbstvertrauen wird man ab und an von solchen Gefühlen heimgesucht.
Wenn die Begegnungen mit den Exen sich auf zwei bis drei Treffen im Jahr beschränken, dann ist das auch vollkommen in Ordnung. Man will seinem Geliebten ja auch nicht den Umgang mit ihnen verbieten, und wenn er noch mit ihnen befreundet ist, dann soll er es sein, solange er es will.
Anders sieht es jedoch aus, wenn die Exen das eigene Leben in irgendeiner Form beeinträchtigen. Es mag vielleicht für manche Leute normal sein, wenn die Exen zum Beispiel uneingeladen auf der Hochzeit aufkreuzen, um das frisch getraute Ehepaar zu beglückwünschen. Die meisten Menschen empfinden es jedoch als unpassend. Noch geschmackloser wird es, wenn die Exen schon vor der Hochzeit mit den Verwandten vor dem Standesamt herumlungern oder trotz eindeutiger Gesten und Körperhaltungen die Braut umarmen und falsche Luftbussis vergeben.
In so einem Fall kann man nur äußerste Haltung bewahren, wunderschön ausschauen, huldvoll winken und die Bemerkungen “Du schaust toll aus” und “Dein Kleid ist wunderschön” so gelassen wie möglich mit “Ja, ich weiß” kommentieren und sich an ihren verdutzten Gesichter erfreuen.