Altersbashing

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Das ist unser Orpheus. Das liebste, sanftmütigste Geschöpf, das ich kenne. Er ist immer gut gelaunt. Leider hat er gesundheitliche Probleme. Er leidet an IBD, einer entzündlichen Darmerkrankung.

Wir waren mit ihm bei 5 Tierärzten und 3 Heilpraktikern. Wir haben so viel versucht. Letztendlich kam immer wieder die Aussage “Ist halt ein alter Kater”.

Wir haben nun seit Sommer endlich eine Tierärztin, die auf geriatrische Betreuung spezialisiert ist und uns sehr gut hilft. Ja, er ist 15 Jahre alt, aber das heißt doch noch lange nicht, dass man seine Lebensqualität nicht so gut es geht verbessern kann.

Er ist richtig aufgelebt, seit er bei der neuen Tierärztin in Behandlung ist. Natürlich ist er kein Kitten mehr, aber er springt herum, frisst gut und ist immer fröhlich.

Auch unsere Haustiere werden immer älter, auch wenn das in den Köpfen vieler Tierärzte hier in der Gegend noch nicht angekommen ist. 15 Jahre ist nun nicht mehr “alt”. Katzen können bis zu 30 Jahre alt werden. Orpheus Schwester Onya (die beiden sind Wurfgeschwister) ist topfit und war noch nie krank. Sie ist deutlich fitter, was natürlich ist, weil sie ja keine chronische Erkrankung hat, wie Orpheus. Onya ist sogar deutlich fitter als zum Beispiel Muffin und Samson, was das herumhüpfen, rennen und jagen von Insekten betrifft.

Egal ob Mensch oder Tier: Die Aussage, dass sich ab einem bestimmten Alter etwas nicht mehr “rentiert” oder eine Behandlung abgelehnt wird, ist einfach Unfug.

Wir werden alles dafür tun, dass unser kleiner Goldschatz so lange wie möglich, die bestmöglichste Lebensqualität hat. Dass er viel viel viel zu dünn ist, ist uns bekannt. Aber was sollen wir tun? Mehr kann er beim besten Willen nicht essen und er ißt deutlich mehr als Muffin und Onya zusammen. Nur die Coonie-Mischlinge Samson und Khaleesi essen genauso viel wie er, aber die sind auch fast doppelt so groß.

Alte Leute

Ich war auf einer Feier und neben mir saßen Menschen, die ich nur vom Sehen her kannte. Wir kamen zwangsläufig ins Gespräch. Mir gegenüber sass eine “ältere Frau”. Ich schätzte sie auf ungefähr Ende 60. Ihr Mann sah etwas jünger aus, aber auch ihn schätzte ich auf mindestens Anfang 60. Im Laufe des Abends erzählten sie von einem Künstler, dessen Ausstellung sie besucht hatten. Sie nannten den Namen des Künstlers und ich erkannte, dass sie von einem ehemaligen Nachbarn von mir redeten.

Ich fragte das Paar, woher sie den ehemaligen Nachbarn denn kennen würden und die Frau sagte “Der ging in meine Parallelklasse am Gymnasium” und der Mann ergänzte “Daher kenne ich ihn auch. Ich bin zwar zwei Jahre jünger, aber die Klassen so 1-2 Jahre über einem, kannte man schon”. Da erkannte ich es! Der Typ war mein Jahrgang! Ich ging zwar auf das Kaufmännische und er auf das Allgemeinbildende, aber der Campus war nicht weit weg und es waren auch keine geburtenstarken Jahrgänge mehr. Die Anzahl der Schüler war überschaubar. Die Frau hatte wohl damals eine ähnliche Clique wie der Künstler und sein Umfeld und die Namen die sie nannte, kannte ich alle sehr gut.

Diese “alten Menschen” waren gleich alt, bzw. nur geringfügig älter als ich, doch gefühlt waren wir eine Generation auseinander. Wir hatten – ausser den gleichen Bekannten von früher – wirklich nichts gemeinsam. Die Eheleute redeten wie alte Menschen, sahen aus wie alte Menschen, kleideten sich wie alte Menschen. Da kenne ich Bekannte, die wirklich Mitte und Ende 60 sind, die deutlich jugendlicher und frischer wirken. Alter ist echt relativ.

Die rote Pille

Gestern waren wir auf einem Weihnachtsmarkt. Es gab viele “Leckereien” wie Lammburger, Milchknödel und geräucherte Forellen. Für vegan lebende Menschen gab es nur Alkohol, weshalb wir vorher Zuhause eine gute Basis geschaffen hatten.

Ich mochte diesen Markt früher sehr gerne, doch gestern war es, als hätte ich die rote Pille in Matrix genommen. Es liefen wunderschöne Gänse herum und mir schoss der sehr realistische Gedanke durch den Kopf, dass die Süssen das neue Jahr vermutlich nicht mehr erleben werden, weil sie für Weihnachten ihr Leben lassen müssen.

Erst vor ein paar Wochen fand dort ein Schlachtfest statt und in der Zeitung war ein Bild des geschlachteten Schweins abgebildet, während die Zuschauer freudig drum herum standen. Ausser uns hat sich höchstwahrscheinlich niemand Gedanken über die Gänse gemacht und ob diese nur noch ein paar Wochen zu leben haben, obwohl ihre Lebensspanne eine deutlich längere wäre, wenn sie eines natürlichen Todes sterben würden.

Ja die Tiere haben es dort besser als in der Massentierhaltung und ja, sie können sich relativ gut bewegen auf einer großen Fläche. Dennoch werden sie lange vor Ablauf ihres Lebens getötet. Seit ich “die rote Pille” geschluckt habe und nicht mehr für das Leid von Tieren mitverantwortlich sein will, sehe ich es immer und überall. Ich kann es nicht mehr ausblenden, wie früher mit der “blauen Pille”.

Ich ertrage es nicht mehr, wenn Pferde den ganzen Tag Menschen in einer Kutsche herumziehen müssen. Ich kann keine Tiere sehen, von denen ich weiss, dass sie nicht mehr lange zu leben haben und ich nichts dagegen tun kann. Klar, ich könnte die Gänse und alle anderen Tiere kaufen. Doch wohin damit? Damit hätte ich diese Tiere gerettet, aber es wären schon in wenigen Tagen neue Tiere da, denen dasselbe Schicksal bevorsteht.

Aus diesem Grund laufe ich auch nicht mehr an einem Milchbetrieb in der Nähe vorbei. Ich weiss auch, dass sich mein Umfeld nichts dabei denkt, wenn sie Sätze sagen wie “Das Lamm ist soooo lecker”, “Das Kalbfleisch ist so zart”, “Die Muscheln sind das Beste hier”, “Die Schweinebäckchen sind deliziös”.

Was würden dieselben Menschen sagen, wenn ihnen jemand aus Peru sagen würde “Das Mehrschweinchen war so lecker, das musst Du unbedingt probieren” oder jemand aus Asien “Das Welpenfleisch ist so zart, Du weisst gar nicht, was Du verpasst”. Der Aufschrei wäre groß, die Grausamkeit  jedoch dieselbe. Es wären nur andere Tierarten, aber im Prinzip dasselbe, nur das unsere Kultur hier, das Essen von Mehrschweinchen, Hunden und Katzen ablehnt, jedoch bei Rindern, Schweinen, Hühnern etc nicht so zimperlich ist.

Déjà-vu

Vor zwei Wochen hatte ich ein Déjà-vu. Meine beste Freundin und ich waren in einem Wellnessbad und dort trafen wir eine Frau, die meiner 2015 verstorbenen Freundin zum verwechseln ähnlich sah. Dieselbe Frisur, eine ähnliche Brille, sogar die Mimik war fast gleich.

Ich habe meinen Frieden mit ihrem frühen Tod gemacht. Wir hatten damals darüber gesprochen und auch für sie war es ok, zu gehen. Deshalb tat mir der Anblick der Doppelgängerin nicht weh. Es weckte nur gute Erinnerungen und gab mir kein schlechtes Gefühl.

Die Eltern der Freundin waren damals komplett mit ihrem Sterben überfordert und wollten es nicht wahrhaben. Es ist für Eltern wahrscheinlich das denkbar Schlimmste, wenn man sein Kind beerdigen muss.

Weil ihre Eltern mit ihrem baldigen Tod überfordert waren, war es so, dass ich bis kurz vor ihrem letzten Atemzug alleine mit ihr war. Später war eine Krankenschwester von der Palliativstation mit mir bei ihr. Wir wussten, dass es zu Ende geht und die Station hatte die Verwandten und mich ja auch entsprechend informiert.

Ich hatte wiederum eine Bekannte informiert, die in der Stadt wohnte, in der sich die Palliativstation befand. Sie wohnte nur unweit der Klinik und ich wollte ihr die Chance geben, sich von der Freundin zu verabschieden. Die Lieblingskollegin der Freundin hatte ich ebenfalls angerufen, doch sie sagte mir, dass sie das nicht könne und sie nicht genügend Kraft dafür hätte.

ALs ich schon gar nicht mehr damit rechnete, kamen die Eltern kurz vor Schluss doch noch und auch die Bekannte aus der Stadt erschien in letzter Sekunde. Ich glaube sogar, dass meine Freundin so lange gewartet hatte, bis alle endlich da waren. Als das Herz aufhörte zu schlagen, informierte ich die liebe Krankenschwester, diese bestätigte unsere Beobachtung. Sie öffnete das Fenster, wir warfen noch einen letzten Blick auf die Freundin, aber ich wusste und spürte, dass es nur noch die leere Hülle war, die sie zurückgelassen hatte.

Die Bekannte aus der Stadt und ich ließen die Eltern mit dem Leichnam alleine und verzogen uns in den Ruheraum. Dort fing die Bekannte an zu schreien und zu toben “Warum musste sie so früh sterben, sie war doch noch so jung, das hat sie nicht verdient”. Ihr Wehklagen störte mich! Es fühlte sich für mich an, als ob sie etwas Heiliges entehren würde. Ich packte sie an den Schultern und sagte eindringlich “Hör auf damit, der Tod ist keine Strafe! Was wissen wir schon, weshalb sie so jung starb. Alles was wir sehen ist nur ein kleines Puzzleteil. Ja, sie wurde uns genommen, aber woher wollen wir wissen, weshalb? Wir kennen das große Ganze nicht: Vielleicht musste sie so früh gehen, damit sie ihre nächste Inkarnation rechtzeitig erleben kann. Vielleicht hat sie in diesem Leben alles erlegt, was sie erleben wollte. Hör auf so rumzuschreien”.

Sie wurde ruhig und wimmerte nur noch leise vor sich hin. Die Schwester kam zu mir und sagte “Das haben sie klasse gemacht. Genau so ist es”. Ich hatte seit diesem Tag mit dieser Bekannten nur noch sporadisch Kontakt und mit der besten Kollegin der Freundin gar keinen mehr. Dafür treffen wir uns immer noch so 2-3x pro Jahr mit den drei Nichten der Freundin, was immer sehr schön ist.

Ich habe nach dem Tod sehr oft und lebhaft von der verstorbenen Freundin geträumt. Einmal glaubte ich sie nachts neben meinem Bett zu sehen, wie sie beruhigend über mein Haar strich. Eines Nachts träumte ich, dass sie ganz lange Haare hatte, was sie sich zu Lebzeiten immer gewünscht hatte. Ein andermal sagte sie im Traum zu mir, dass sie noch immer Teil meines Lebens sein wolle und ich sie so behandeln solle wie früher, als sie noch lebte. Letztendlich träumte ich vor einiger Zeit, dass sie sich verabschiedete und mir sagte, dass sie ein neues Leben beginnen wird. Seither habe ich auch nicht mehr von ihr geträumt.

Natürlich vermisse ich sie und denke “Dazu hätte sie jetzt das oder das gesagt” und manchmal kommen Erinnerungen hoch und es gibt Begebenheiten und Situationen über die ich mich aufrege oder über die ich lache, die nur sie verstanden hätte. Dennoch hatten wir Zeit uns zu verabschieden und ich habe meinen Frieden mit ihrem frühen Tod, weil ich weiss, dass ich alles getan habe, was mir möglich war. Ich war für sie da, als sie mich gebraucht hat, ich habe alles Menschenmögliche versucht, ihr zu helfen. Sie sagte auch zu mir, dass sie keine Angst hätte zu gehen, weil sie ja ein guter Mensch war und nichts zu befürchten hätte.

Sie sagte mal, dass es ihr leid tue, dass sie mir das was ich für sie getan hätte nicht zurück geben könne und ich entgegnete, dass sie das doch auch nie hätte müssen. Unsere Freundschaft war bedingungslos. Und wer weiss schon, ob sie es mir nicht eines Tages zurückgeben kann. Vielleicht hat sie das aber auch schon in einem früheren Leben getan. Auch hier kennen wir das Gesamtbild nicht. Vielleicht kennen wir uns schon seit vielen Leben oder aber wir werden noch weitere Leben zusammen erleben auf die eine oder andere Art.

Ich mag es nicht hören

Ich verbringe manchmal meine Mittagspause in einem Café. Ich will dort einfach für 20 Minuten meine Ruhe haben, WhatsApp checken, etwas durch Insta scrollen oder einfach meinen Gedanken nachhängen.

Doch seit einiger Zeit gesellt sich immer eine andere Frau zu mir an den Tisch. Die Frau ist nett und ich habe nichts gegen sie, aber sie erzählt mir sehr oft von Krankheiten. In detaillierter epischer Breite werden Körperausscheidungen aller Art beschrieben. Nicht nur ihre eigenen, sondern auch die ihres Sohnes.

Wie gesagt finde ich die Dame nett, aber ich mag echt nicht beinahe jeden Tag etwas über Krankheiten oder Töpfchentraining hören. Ich erzähle doch auch nicht jeden Tag von den herausgewürgten Haarballen meiner Katzen oder dass sie mir ein “Herz” gepinkelt haben (was durchaus vorkommt, hahahaha).

Ich mag das alles nicht hören, aber wie kann ich das der Frau nett beibringen? Ich kann doch nicht sagen, dass ich nichts über Körperflüssigkeiten und Exkremente anderer hören will und auch nichts über sonstige körperliche Befindlichkeiten. Es bringt ja auch nix, wenn sie ewig über ihren starken Husten lamentiert.

Als ich lange krank war, habe ich doch auch nicht jeden Tag andere zugejammert über meine Schmerzen. Es hätte nichts an der Situation geändert. Geteiltes Leid ist doppeltes Leid, nicht Halbes. Ich habe nix dagegen, wenn jemand erzählt, dass er Kopfschmerzen hat oder sonst irgendwas, das ist völlig ok. Was ich jedoch nicht mag, ist das immer wiederkäuende Gejammer. Das ständige Mimimi.

Eine Bekannte hat seit Monaten Schmerzen am Arm und jammert täglich darüber. Dann muss man sich eben mal einen Termin bei einem Spezialisten geben lassen und abklären, was es ist und wie es behandelt werden kann. Aber nein, man jammert lieber weiter. Ich glaube manche würden gar nicht mehr wissen, was sie reden sollen, wenn sie nicht mehr jammern müssten.

Ich hab echt keinen Nerv mehr dafür, mir endlose Jammertiraden anzuhören. Ich überlege ernsthaft, mir einen anderen Aufenthaltsort über Mittag zu suchen. Aber das wäre alles weiter weg und umständlich und ich müsste mich wieder verbiegen, nur um diesen Gesprächen aus dem Weg zu gehen.

Ich bin zu alt für all den Schrott. Ich mag meine Lebenszeit nicht mehr mit den Jammerlappen verbringen, weiss aber nicht, wie ich mich elegant ihrer entledigen kann. Ich habe für Januar einen Termin bei einer Hypnosetherapeutin gebucht. Vielleicht kann sie mir helfen, dass ich diese Menschen nicht mehr anziehe wie ein Magnet. Ich will nicht nur deppenfreie, psychofreie- sondern auch jammerfreie Zone. Ist doch nicht zuviel verlangt.

Leute kommen und gehen

Ich hatte am Samstag einen Wellness-Tag mit meiner besten Freundin und wir hatten viel Zeit zum reden. Wir kamen auf das Thema “Clique” / “Freunde”, beziehungsweise Menschen, die nicht mehr Teil unserer Leben sind und wir gaben Prognosen ab, wer bald daraus verschwinden wird.

Ein Teil “verschwand” oder wird mit der Geburt von Kindern “verschwinden”. Die “Kindermenschen” unternahmen nichts mehr mit uns Kinderlosen, sondern schlossen Freundschaften mit anderen Kindermenschen. Die Interessen waren nicht mehr dieselben und man fand anscheinend keine Zeit mehr füreinander.

Ein paar verschwanden aufgrund Trennung. Wir blieben noch mit einem Teil des ehemaligen Paars befreundet, aber der oder die Verlassene trennte sich nicht nur vom Partner, sondern auch vom ehemaligen Freundeskreis, also uns.

Andere Personen verschwanden aus dem Dunstkreis, weil es einfach nicht mehr passte. Man fand sie immer schräger, schrulliger, die Marotten immer mehr zunehmend.

Eine Bekannte soff mir zu viel. Ich erlebte einen sehr unangenehmen Faschingsabend mit ihr, als sie eine Affäre mit einem verheirateten Typen anfing und im Auto mit dem rumknutschte, während ich hinten drin saß. Ich sagte ihr, dass ich das ultra uncool fand und ab diesem Tag distanzierte sie sich von mir, was mir ehrlich gesagt nicht unrecht war, weil das nur der sprichwörtliche Tropfen war, der das Fass zum überlaufen brachte.

Eine ähnliche Szene erlebten mein Mann und ich mit einer anderen Bekannten, die in einem Restaurant während des Essens ständig mit ihrem neuen Typen rumschnullte. Er wiederum prahlte zwischen den Knutsch- und Fummelpausen lauthals über seinen angeblichen Reichtum. Ich distanzierte mich nach diesem Abend von ihr.

Ein ehemaliger Kumpel distanzierte sich von mir, weil er mir seine Liebe gestand, die er anscheinend schon seit Jahrzehnten für mich hegte. Er hatte eine neue Beziehung, die er durch den Kontakt zu mir und den damit verbundenen Gefühlen, nicht gefährden wollte. Das verstehe ich sogar und finde es gut, dass er sich distanziert hat. Er war viele Jahre ein echt guter Freund für mich, aber unterschwellig hatte ich das schon geahnt, aber immer wieder verdrängt. Es hat unsere “Freundschaft” allerdings auch belastet, weil er eben gänzlich andere Gefühle für mich hatte, als ich für ihn und das wusste er auch. Ohne den Kontakt zu mir ist er frei. Wahrscheinlich hat ihn der Kontakt zu mir lange gequält.

Ein anderer ehemaliger guter Freund brach den Kontakt zu mir ab, weil mein Leben als Veganerin seiner Meinung nach mit einer Terrormiliz gleichzusetzen sei. Das tat mir damals sehr weh, weil es für mich aus heiterem Himmel kam. Inzwischen denke ich, dass mein Lebensstil ihn irgendwie getriggert hat. Keine Ahnung, ist auch Wurscht, hahahahahaha. Er war zum Schluss regelrecht bösartig in seinen Bemerkungen. Das tut man Freunden nicht an, also war es keine Freundschaft.

Eine Bekannte, mit der ich mich glaubte anzufreunden, ghostet mich seit vielen Jahren. Auslöser war eine Bemerkung meinerseits über Silvesterfeuerwerk. Hintergrund war der, dass die Bekannte schon ab Ende August horrormässige Angst vor dem Silvesterfeuerwerk hatte, weil sie Pferde besaß. Ich verstehe das nur zu gut. Ich weiss wie angstvoll unsere Katzen an Silvester sind und kann mir gut vorstellen, dass es bei Fluchttieren noch um ein vielfaches Schlimmer ist. Ich hatte es gewagt, zu sagen, dass sich ihre Panik (die ich übrigens sehr gut nachvollziehen kann) womöglich auf die Pferde überträgt. Dadurch war sie so beleidigt, dass sie mich aus ihrem Leben verbannte. Damals tat mir auch das sehr weh, aber inzwischen bin ich froh, dass solche Menschen kein Teil mehr meines Lebens sind.  Es hätte so oder so nicht gepasst und wäre nie eine wirkliche Freundschaft geworden.

Eine Bekannte hat es sich gründlich mit mir verscherzt, weil sie mir erzählt hat, dass sie eine Maus mit einem Besen erschlagen hat. Eine andere hat als Model für Tierversuchslabore gearbeitet. Ich brach den Kontakt ab, weil sie meine Werte nicht nur nicht teilten, sondern mit Füßen traten. Ich vermisse keine dieser Frauen.

Eine Bekannte, mit der wir früher viel unternommen hatten, war während der C-Zeit stark ins Esoterische abgedriftet. Das letzte Mal, als wir sie trafen, hatte sie einen mindestens 10cm großen Stein an einem Strick um den Hals hängen und empfahl uns eindringlich selbiges zu tun, um Elektrosmog abzuwehren. Zum Glück weiss sie nicht, dass wir beide inzwischen E-Autos haben. Vermutlich bräuchten wir jetzt einen Hinkelstein.

Eine andere Bekannte von früher traf ich nach vielen Jahren wieder, merkte aber sehr schnell, dass es sehr wohl seinen Grund hatte, dass wir seit unserer Jugendzeit nicht mehr befreundet waren. Sie hatte mich damals angelogen und verarscht und versuchte es nun wieder. Als 19jährige hatte sie damit Erfolg, aber heute zum Glück nicht mehr. Ich durchschaute das böse Spiel sehr schnell und meide sie seither. Sie mich erstrecht. Gesetz der Resonanz.

Wieder eine Andere meldete sich immer nur, wenn sie was brauchte. Sie war lange krank und ich besuchte sie immer wieder. Als ich lange Zeit krank war, besuchte sie mich kein einziges Mal, fragte auch nie, wie es mir ging. Ich will keinen näheren Kontakt mehr. Ich treffe sie ab und zu und belasse es dann bei oberflächlichem Smalltalk und verabschiede mich immer sehr schnell wieder. Solche Menschen brauche ich nicht. Sie erzählte mir früher auch mal, dass ihre Freundschaften nie lange halten würden, weil sie nicht in der Lage wäre, Freundschaften zu pflegen. Freundschaft ist aber ein Geben und Nehmen, nicht nur ein raffgieriges Ansichreißen, wie bei ihr.

Eine Freundin war auch mal ein paar Jahre nicht mehr Teil meines Lebens, weil ihr Exmann der Ansicht war, dass ich einen sehr schlechten Einfluss auf sie hätte und er ihr den Kontakt zu mir nicht unbedingt verboten hatte, aber wenn wir uns trafen, dann sehr selten, weil er dann immer rumstresste. Das änderte sich nach der Trennung wieder komplett.

Es kann also sein, dass manche Menschen irgendwann doch wieder ins Leben passen. Der überwiegende Teil wird jedoch in der Versenkung bleiben. Das ist auch nicht weiter schlimm. Leute kommen und gehen. Was Gutes bleibt oder kommt zurück.

Wieso wohl

Ich habe ein neues Auto und damit das Kennzeichen gewechselt und zwar zum Kennzeichen der Stadt, in der ich geboren wurde und nicht, wie bisher, das Kennzeichen der Stadt, in der ich derzeit wohne.

Erstaunt wurde ich gefragt, weshalb ich denn ausgerechnet dieses Kennzeichen habe. Weil es meine Heimat ist! Weil ich ein klitzekleines bisschen Verbundenheit zu meiner Heimat zeigen will! Weil ich noch immer ab und an Heimweh habe und auch nach 17 Jahren noch nicht heimisch geworden bin in dieser Stadt, die zugegebenermaßen architektonisch die Schönere ist, doch deren “Ureinwohner” oftmals eine sehr befremdliche Mentalität für mich haben.

Es ist auch bezeichnend, dass alle meine Freunde hier, keine “Eingeborenen” sind, sondern ebenfalls “Zugezogene” wie ich. Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel, doch oftmals empfinde ich viele “Ursprungsbürger” hier als sehr merkwürdig. In meiner Heimat würde man solche Menschen als “Erbsaglaubar” bezeichnen.

In der Matrix

Manchmal glaube ich wirklich, dass wir in einer Art Matrix leben, wie in der gleichnamigen Filmreihe mit Keanu Reeves.

Vielleicht ist jede Inkarnation eine Art Theaterstück. Wir wechseln nur die Kostüme und das Ensemble. Innerhalb der Theaterstücke wechseln aber auch die Bühnenbilder und die Darsteller.

Ich hatte schon “gute Stücke” mit guten Darstellern und Regieführung, aber auch schon Grottenschlechte mit Laiendarstellern und unfähigen Regisseuren.

Man kann das gesamte “Theater” wechseln, oder auch nur das “gespielte Stück”. Oftmals sieht man die anderen “Schauspieler” nie wieder, oder erst nach Jahrzehnten.

Wenn alles nur ein Spiel ist, müssen wir es auch nicht so ernst nehmen. “Stücke” werden gespielt und abgesetzt. Kostüme wechseln, der Zeitgeist bestimmt die Art des “Theaters”, Die Stücke, die in meiner Kindheit und Jugend gespielt wurden, wären heute undenkbar. Die gesamte Szenerie hat sich geändert, inklusive mir.

Vielleicht ist das die wahre “Erleuchtung”, wenn man erkennt, dass alles nur ein Spiel ist. Eines von Unendlichen in wiederum unendlichen Varianten in unzähligen Realitäten und Universen.