Ich hatte schon zweimal eine RCS auf dem rechten Auge. Das ist eine Art Blase in der Netzhaut, wo sich Flüssigkeit ansammelt. Man kann sich das in etwa so vorstellen, als ob ein Regentropfen auf dem Brillenglas wäre, nur eben direkt auf dem Auge. Also mal ganz grob und laienhaft den Sachverhalt beschrieben. Entsprechend “schlecht” sieht man an dieser Stelle, bis sich die Flüssigkeit wieder abbaut.
Es kommen dann immer gut gemeinte Rat-Schläge, wie “Bestell Dir doch einen größeren Bildschirm”, “Lass Dir eine neue Brille machen”, “Lass Deinen Bildschirm anders einstellen” etc., etc. Gut gemeint, aber komplett unsinnig.
Genauso verhält es sich bei unbedachten Äusserungen wie “Mach doch mal nebenher einen Laden auf und verkauf Deine Taschen.”. Als ob es so einfach wäre. Selbst ein reiner Online-Shop wäre sehr zeitintensiv und würde erstmal nur kosten. Auch bei Plattformen wie Etsy muss man gegen rechnen, ob es all den Aufwand wert ist. Wenn am Ende nur “ausser Spesen nix gewesen” dabei rum kommt, steckt dafür zu viel Energie drin.
“Du wirst nie bis Mai was ändern können, das sind doch nur noch ein paar Wochen”, Ja, vielleicht nicht, aber wenn ich es nicht versuche, ganz sicher nicht.
Die Leute labbern immer so leicht daher. Tu dies und das oder tu dies und das nicht, aber meist sind es gerade die, die selbst niemals etwas wagen und nie ein Risiko eingehen. Diejenigen, die immer ein Sicherheitsnetz haben wollen einem erzählen, was man zu tun hat.
Als ich vor vielen Jahren meine Fremdsprachenkorrespondentenausbildung anfing, wollte mir ein schlauer Mensch einreden, dass ich nicht Englisch als Hauptfach belegen soll weil das “Jeder” machen würde, sondern “seltenere” Sprachen, wie zum Beispiel Polnisch. Nix gegen die polnische Sprache, aber die Welthandelssprache ist halt nun mal Englisch und Fremdsprachenkorrespondenten-Ausbildungen wurden für polnisch überhaupt nicht angeboten. Der Rat-Schlag war komplett fürn Arsch und ich habe auch keine Sekunde in Erwägung gezogen, ihn zu befolgen.
Ausnahmen bestätigen die Regel, aber die Erfahrung hat mich gelehrt, dass die, die mir so oft und gerne ungefragt Rat-Schläge erteilen exakt die sind, die selbst nie vom Ofen vor kommen und die größere “Defizite” im Sozialverhalten aufweisen. Kurz gesagt: Die mit dem allergrößten Dachschaden wollen mir raten, wie ich mein Leben führen soll.
Es ist in etwa so, als ob mir ein Metzger Rat-Schläge zu meinem veganen Leben geben oder ein Heroin-Junkie meinen Red Bull Konsum kritisieren würde. Die würde ich ja auch nicht für voll nehmen. Deshalb ignoriere ich auch die ach so gut gemeinten Hinweise. Für wen meinen die es eigentlich gut? Wollen sie wirklich nur “Mein Bestes”? Ich bezweifle das sehr!