Jahrelang habe ich es verdrängt, aber inzwischen bin ich 54 und es ist klar: Ich werde älter. Keiner von uns wird jünger, wir alle altern. Das ist das Gute daran. Ich erschrecke regelmässig, wenn ich Menschen im Fernsehen oder im wahren Leben sehe, die ich früher toll fand und insgeheim erschrecke “Du meine Güte, ist die / der alt geworden”. So ging es mir vergangene Woche, als ich Gerhard Polt im Fernsehen sah. Klar, er ist ja auch schon fast 80, was hatte ich erwartet. Aber in meinem Kopf war er noch so, wie in “Man spricht deutsch”. Der Film stammt aus dem Jahr 1987. Damals war Gerhard Polt auch schon 45 und ich 20. Die Zeit verrinnt und wir ändern uns. Nicht nur unsere Körper. Ich merke, wie ich mich auch sonst verändere. Meine Geduld und Toleranz lässt nach. Vermutlich weil ich weiss, dass ich nicht mehr so viel Zeit übrig habe. Meine verbleibende Lebensspanne ist zu kurz für blöde Menschen. Ich muss nicht mehr “Everybody`s Darling” sein. Ich darf anecken. Ich bin quasi ein “Schrullige Alte” Azubi geworden. Ich bin nicht mehr die ganze Zeit lieb und nett. Ich kann jetzt durchaus auch mal anstrengend sein und ich tue das, was ich schon lange hätte tun sollen: Ich ziehe gesunde Grenzen. Ich werde – wenn ich es erlebe – irgendwann die schrullige Alte mit den Katzen. Mit dieser Vision im Hinterkopf verliert das Altern etwas seinen Schrecken, aber natürlich nicht ganz. In meinem Kopf bin ich noch immer die 28 Jährige, die ich war, nur nicht mehr so angepasst und harmoniesüchtig.