Kann man aus Scheisse wirklich Gold machen?
Ich las vor einigen Tagen im Internet einen Spruch, der sinngemäß ungefähr so war, dass auch das Schlimmste, was einem widerfährt in leuchtendes Gold verwandelt werden kann.
Dazu fiel mir die Geschichte einer Frau ein, deren Sohn von einem Kriminellen erschossen worden war. Sie besuchte den Täter im Gefängnis und freundete sich mit ihm an. Letztendlich adoptierte sie den Mörder ihres Sohnes. Krasse Geschichte, die sich wirklich so in den USA zugetragen hat.
Als Kind fand ich im Religionsunterricht die Hiob Geschichte immer ganz furchtbar. Er wurde “auf die Probe” gestellt und ihm wurde alles genommen, was er liebte. Zum Dank für seine Loyalität bekam er eine neue Familie. Ich fand das nicht so prickelnd und ziemlich fies dem Hiob gegenüber.
Wie ist es bei mir selbst? Ich habe auch schon einiges erlebt in meinem beinahe methusalemischen Alter. Konnte ich das in “leuchtendes Gold” transferieren? Ja und Nein.
Die Trennung von meinem Ex stellte sich im Nachhinein als absoluter Glücksfall heraus und war eines der besten Dinge, die mir passiert sind. Nichts gegen ihn, wir haben nur schlicht und einfach absolut nicht zusammen gepasst.
Mein Mann und ich wollten mal Eltern eines leiblichen Kindes werden und das klappte nicht so. Auch das ist, glaub ich, ein Segen und sollte so sein. Wir sind wohl die besseren Katzeneltern. Ich weiss nicht, ob wir Bock auf das ganze drumherum gehabt hätten, wie wickeln, stillen, Babybrei etc, von der Pubertät später ganz zu Schweigen. Ich glaube, das wäre echt nicht unser Ding gewesen.
Das sind die beiden Ereignisse, wo das “Schlimme” zu was gut war. Ganz anders schaut es beim Tod aus. Wenn der Tod ins Spiel kommt, wandelt sich nichts mehr in Gold. Es tut einfach nur weh, auch nach Jahren noch. Diese Wunden verheilen niemals so ganz. Doch der Tod gehört leider zum Leben. Es ist der unvermeidliche Lauf der Dinge. Diese Erlebnisse prägen einen und lassen den einen oder anderen vielleicht reifen. Trotzdem verwandelt sich da nichts in irgendwas, schon gar nicht in leuchtendes Gold. Es wird auch nicht leichter, je öfter man ihn erlebt hat und gewöhnen tut man sich schon gar nicht daran, ein geliebtes Lebewesen zu verlieren. Die wahre Alchemie ist vielleicht, dass man nicht daran zerbricht.