Ich bin – mal wieder – mit der Gesamtsituation unzufrieden. Es ist nicht nur der Corona-Lagerkoller. Momentan trifft wohl der symbolträchtige Vollmond vor Imbolc mit einer akuten PMS-lastigen Phase zusammen. Das birgt Zündstoff. Aber vielleicht muss manchmal raus, was keine Miete zahlt. Auch ich kann und darf launisch sein. Aber hier ist es wie mit allem, wenn man es von jemandem nicht gewohnt ist, fällt es mehr auf.
Ich habe einen Bekannten, der extrem stoffelig ist. Er bringt kaum ein vernünftiges “Hallo” zustande, wenn man ihm begegnet. Wenn es dann alle Schaltjahre vorkommt, dass er doch mit einem redet, ist man mehr als erstaunt, weil man es von ihm einfach nicht erwartet. Eine Bekannte von mir ist mega launisch. Die Launen sind nicht nur Tagesform abhängig, sondern sie können innerhalb einer Stunde mehrfach wechseln. Es macht sich aber keiner groß Gedanken darüber, weil “die ist halt so”. Wenn aber so ein angepasstes, braves Wesen wie ich einmal in 10 Jahren jemand über den Mund fährt, dann ist das was “gaaaanz anderes”. Es ist meistens so, dass es eher toleriert und akzeptiert wird, wenn sich jemand immer Scheisse verhält, als wenn man sehr selten die “innere Sau raus lässt”.
Vielleicht sollte ich es auch etablieren, dass ich ab jetzt immer launisch bin. Das ist aber nicht mein Naturell. Doch ab und an etwas zickiger und den Mund deutlich aufmachen, schadet auf keinen Fall. Oder wie es Madonna einst besang: Express yourself. Sich selbst ausdrücken. Verbal und Non-verbal. Egal wie. Durch die Kleidung, durch das Geschriebene, durch Gesten und Mimik, durch das äußern was man wirklich wirklich wirklich will.
Ich bin so viel mehr, als das, was ich momentan zeige. Ich bin die, die beim Spazierenlaufen die Hunde vor den Menschen grüsst. Manchmal auch nur die Hunde, wenn die Leute unsympathisch wirken. Ich bin die verrückte Katzenlady, ich bin die mit dem Klamottentick, ich bin die, die ewig jung sein will, ich bin die mit dem storchenhaften Gang. Ich bin die mit den verrückten Entwürfen für Kleider und die, die fantasievolle Kurzgeschichten schreibt. Ich bin die, die für ihre Katzenkinder ein Zelt baut und sich mit ihnen darin versteckt. Ich bin die, die sich um einen Marder sorgt. Ich bin die, die Tauben füttert. Ich bin die, die sich mit zunehmendem Alter in Gesellschaft von Tieren wohler fühlt als in Gesellschaft meiner Spezies. Ich bin die, deren Leben wieder mehr Magie benötigt, ich bin die, die immer noch auf der Suche nach ihrer Berufung ist. Ich bin die, die nach finanzieller Unabhängigkeit strebt. Ich bin die, die mehr Selbstbewusstsein braucht. Ich bin die, die niemals wieder einen Zettel mit “Bitte sprich mich an” bekommen will! Ich bin die, die ihren Frust rauslassen muss, bevor er mich auffrisst. Ich bin die, die eben gerade mies drauf ist und gar vielen in ihrem Umfeld einfach gerne sagen würde “verpisst Euch ihr Pissgurken” oder “F… Euch doch alle!”. Aber natürlich denke ich das nur. Vielleicht sollte ich auch einfach etwas asozialer und nicht mehr so gesellschaftsfähig sein. Sozial, lieb, nett und gesellschaftsfähig hat mich bisher nicht weit gebracht. Vielleicht sollte ich den Drachen mal rauslassen. Drachenzähmen ist nicht angebracht!