Früher wurden wir relativ oft zum Grillen oder Essen eingeladen. Damals, als wir noch “normal”, bzw. “halbwegs normal” waren. Vor über 7 Jahren, als mein Mann noch Fleisch aß und ich noch Vegetarierin war. Mit so einer Vegetarierin konnte man sich noch arrangieren. Doch dann wurde ich die “weltfremde” Veganerin und damit nicht mehr normal. Inzwischen werden wir kaum mehr eingeladen. Seit mein Mann auch vegan lebt schon gar nicht mehr.
Ich kann mich noch gut an das Grillfest erinnern, als er sich “outete”. Ich hörte Gemurmel im Hintergrund “Jetzt hat sie es geschafft”. Gedacht haben sie wohl alle dasselbe: “Die vegane Hexe hat ihm eine Gehirnwäsche verpasst. jetzt ist er auch nicht mehr normal”. Nein, habe ich nicht. Ich habe nie etwas zu seinem Fleischkonsum gesagt. Er kam selbst drauf, dass jedes Tier ein Recht zu leben hat und zwar gut zu leben.
Manchmal bin ich etwas traurig, dass wir fast nirgends mehr eingeladen werden, weil wir uns “so komisch ernähren”, aber irgendwie auch wieder nicht. Grillen mit Omnis ist anstrengend für mich.
Normalerweise kann ich es gut verdrängen, dass der Großteil meiner Familie und Freunde Fleisch isst, aber beim Grillen wird es mir ziemlich deutlich vor Augen geführt. Das ist nur sehr schwer zu ertragen, zu sehen, wie alle Tiere essen. Die Tiere, die ich retten will. Für die ich mir ein besseres Leben wünsche, für deren Rechte ich mich einsetze. Das ist dann so paradox. Ich liebe meine Familie und Freunde, aber ich liebe eben auch die Tiere, die sie sich einverleiben, als gäbe es kein Morgen.
Alle mögen eigentlich Tiere. Nur eben manche mehr zum Fressen gerne. Sie sind vom Carnismus indoktriniert. Von klein auf wurde allen beigebracht, dass es “normal” ist, gewisse Tiere zu essen und andere zu streicheln. Es wurde irgendwann willkürlich festgelegt, welche Tierart essbar ist und welche eher zum Haustier gekürt wird, je nach Land und Kulturkreis.
Während die meisten Leute hierzulande laut aufschreien, wenn beim Yulin Festival Hunde und Katzen verspeist werden und sich entrüsten wenn Japaner oder die Menschen auf den Faröer Inseln Wale und Delfine abschlachten, wird schnell vergessen, dass es all den Kühen, Schafen, Hühnern, Gänsen etc keinen Deut besser ergeht.
Ich setze meine Hoffnung auf neue Technologien. Ich glaube nicht, dass man den Großteil der Menschheit überzeugen kann, auf Fleisch zu verzichten. Die Lösung des Dilemmas ist meiner Meinung nach Fleisch aus der Retorte. Aus Hautschuppen gezüchtetes Fleisch, für das kein Tier leiden muss.
Ich wünschte, es gäbe bald ein marktreifes Katzenfutter aus diesem gezüchtetem Fleisch für meine canrivor lebenden Katzenkinder.
Das alles ist keine Utopie. Es muss etwas geschehen. Fleischkonsum ist eine der Hauptursachen für den CO2 Anstieg. Die Erdbevölkerung nimmt zu. Die Gier nach Fleisch nimmt zu. Das wird der Planet nicht mehr lange aushalten. Es muss sehr bald etwas geschehen, bevor es vollends zum Kollaps des Ökosystems kommt. Die derzeitigen Hauptübel sind die Massentierhaltung und Plastik. Auch zu Plastikverpackungen gibt es schon Alternativen. Es müsste nur umgesetzt werden und zwar bald. An die Vernunft der Menschen zu appellieren wird meiner Meinung nach nicht viel bringen. Es müssen Gesetze her. Ein Verbot von Plastikverpackungen wäre ein guter Anfang. Der Verbot von Massentierhaltungen würde uns einen massiven Schritt weiter bringen. Doch leider ist die Fleischlobby sehr mächtig. Heute habe ich wenig Hoffnung, dass wir “Den Karren nochmal herumreissen können”, aber ich werde gerne eines Besseren belehrt.