Mach doch lieber was für Kinder

sagte mir mal Jemand, der mich wegen meiner veganen Ernährung kritisierte.

Ich habe über Jahre “was für Kinder gemacht” und zwar hatte ich eine Patenschaft für ein indisches Mädchen bei einer seriösen, renommierten Hilfsorganisation, deren Name hier nichts zur Sache tut. Ich zahlte über einige Jahre einen recht hohen Geldbetrag um dem Mädchen die Schulausbildung zu ermöglichen. Hätte ich das nicht getan, hätte sie – wie ihre Geschwister – auf dem Feld arbeiten müssen und hätte keinerlei Schulbildung gehabt.

Ich fing die Patenschaft an, als das Mädchen ungefähr 7 war. Sie schrieb mir ungefähr viermal im Jahr und ich antwortete ihr. Sie wollte von meinem Leben wissen und ich von ihrem. Manchmal fügten wir den Briefen auch Bilder bei. Auf den Bildern sah ich ein junges Mädchen, das immer sehr traurig wirkte.

So ging das einige Jahre, bis ich von der Organisation eines Tages ein Schreiben bekam, dass meine Patenschaft beendet wäre, weil das Kind (inzwischen 13 Jahre alt, aber für mein Verständnis noch immer ein KIND) mit einem älteren Mann verheiratet werden würde. Ich kontaktierte daraufhin die Ansprechpartnerin und erfuhr, dass man auch nicht begeistert wäre, aber man gegen die Pläne der Eltern nichts ausrichten könne. Ich wurde gefragt, ob ich eine neue Patenschaft wünschen würde, doch das verneinte ich.

Ich empfand es damals als sinnlos. Ich hatte jahrelang die Schulausbildung der Kleinen bezahlt und was hat es ihr genützt? Sie wurde trotzdem viel zu jung in eine arrangierte Ehe mit einem Mann gezwungen, der locker ihr Vater hätte sein können.

Wer weiss zu was es gut war, vielleicht nützt es ihr doch irgendwie. Keine Ahnung, aber das Thema Kinderpatenschaften ist für mich erledigt. Ich habe heute zwei Tierpatenschaften und zahle monatlich das Futter für eine Ziege und ein Schaf. Das Schaf kenne ich nur von Bildern, die ich halbjährlich zugesendet bekomme, die Ziege jedoch kenne ich persönlich und besuche sie auch alle paar Monate. Sie erkennt mich immer und kommt freudig auf mich zu, genauso wie die anderen Tiere. Es fühlt sich sinnvoll an. Ich sehe, wie glücklich die Ziege dort ist, wo sie lebt und auch bei dem Schaf vermitteln die Bilder ein idyllisches Bild und ich bin mir sicher, dass es ihm gut geht (es ist ein Schafbock).

Was aus dem Mädchen wurde, werde ich nie erfahren. Die Organisation hatte nach der Verheiratung ebenfalls keinen Kontakt mehr und wusste auch nichts über den neuen Aufenthaltsort des Mädchens. Ich kann nur hoffen, dass es ihr gut geht und ihr das, was sie in der Schule gelernt hat, auf die eine oder andere Weise im Leben weiter hilft. Wenigstens musste sie über die Jahre nicht die schwere Feldarbeit verrichten, jedoch hatte sie einen weiten Fußmarsch zur Schule. Von daher weiss ich nicht, ob das wirklich eine Verbesserung für sie und die Familie war. Ich finde die Kinderpatenschaften nach wie vor eine gute Sache, aber für mich ist das Thema abgeschlossen. Die Tierpatenschaften jedoch, werde ich auch weiterführen und für andere Tiere abschließen für den Fall, dass meine Patenkinder einmal eines natürlichen Todes sterben – was hoffentlich erst in ganz ganz ferner Zukunft sein wird.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert