Ein Erklärungsversuch

Immer wieder höre ich von hier und da, dass Veganer grundsätzlich alle missionieren wollen und das Veganismus so etwas wie eine religionsartige Weltanschauung wäre. Missioniere ich wirklich? Ich bevorzuge den Begriff Werbung, anstatt Missionierung. Obwohl, ich könnte mal mit Flyern von Haus zu Haus laufen und sagen „Ich möchte mit Ihnen über Ihren Fleischkonsum reden“ – ich glaube in der zweiten Seitenstraße würden sie mich schon steinigen. Deshalb schreibe ich lieber auf meinem Blog und es ist noch immer jedem überlassen, diesen zu lesen oder nicht. 
 
Ich schreibe jetzt in der Du-Form weiter und meine damit niemand Spezielles. Die Du-Form steht hier für all diejenigen, die sich immer mal wieder zu Wort melden mit Sprüchen wie „Ihr Veganer seid auch nicht besser als die IS“, oder „Wenn wir die Viecher nicht essen, fressen sie uns“, „Vegan ist ja soooo ungesund, teuer, weltfremd etcetcetc“, „Setz Dich lieber mal für Menschen ein, mach lieber was für Kinder in Not – die sind wichtiger als Tiere“ oder gar „Nur weil Du vegan lebst, rettest Du damit kein einziges Tier, die werden doch sowieso geschlachtet“ und die Ich-Form steht für alle ethisch motivierten Veganer.
 
Ich könnte Dich fragen „Warum isst Du Fleisch?“. Deine Antwort wäre ziemlich wahrscheinlich „Weil es mir schmeckt und ich nicht darauf verzichten kann“, „Das hat man schon immer so gemacht“, „Fressen und gefressen werden“ etc.
 
Ich weiß, warum Du Dich von mir angegriffen fühlst. Ich mache Dir ein schlechtes Gewissen. Denn tief in Deinem Inneren weißt Du nur zu gut, dass Massentierhaltung und Schlachthöfe und überhaupt das Töten von Tieren nicht akzeptabel sind.
Du weißt, dass es nicht ok ist, diese ganzen Milliarden von Lebewesen unter so unwürdigen Bedingungen dahin vegetieren zu lassen. Leben kann man das schon lange nicht mehr nennen. Du weißt es. Jeder Mensch mit einem Funken Menschlichkeit und Empathie weiß es.  Aber  ab und an Gewissensbisse zu ertragen und es dann wieder zu verdrängen ist leichter, als die Konsequenz daraus zu ziehen.  Ich halte Dir unbewusst einen Spiegel vor, der Dir immer wieder ein schlechtes Gewissen macht und das ärgert Dich. Du willst nicht daran erinnert werden, was mit den Tieren passiert, die genauso fühlen, denken, Schmerz empfinden wie Deine Katzen, Hunde, Meerschweinchen, Hasen etc. Meine Lebenseinstellung erinnert Dich aber automatisch daran. Deshalb gibst Du mir die Schuld dafür und meinst meine Einstellung runter machen zu müssen und über mein Essen herziehen zu müssen, damit Du Dich wieder besser fühlst. 

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