Die gesamte letzte Woche war ziemlich gechillt und ich hatte “einen Lauf”. Montag war voll relaxt, Dienstag war ich mit meiner Mutter beim Arzt und wir bekamen eine recht harmlose Diagnose über die wir sehr glücklich sind. Am Mittwoch hatte ich einen total schönen und lustigen Abend mit einer Freundin im Freibad, Donnerstag mit einer anderen Freundin im Biergarten. Freitag war ich mit Mann und Freunden auf einem Sommernachtsfest. Es war echt voll witzig und einfach nur toll. Samstag war ich mit Freunden an einem See und wir schwammen im Badewannen-warmen Wasser und speisten unser selbst mitgebrachtes köstliches veganes Essen.
Um 18 Uhr war ich Zuhause und legte mich noch etwas ins Bett, bevor es zur nächsten Party weiter ging. Kaum lag ich dort, kuschelten sich meine 4 Katzen an mich und beschmusten mich. So lag ich da und fühlte mich rundum pudelwohl und glücklich.
Doch dann aus heiterem Himmel überkam mich schlagartig das üble Gefühl, “Wie kannst Du so glücklich sein, wenn Deine beste Freundin erst vor 4 Monaten gestorben ist. Du hast kein Recht dazu, so glücklich zu sein”. Dieses Gefühl war so abscheulich, wie es übermächtig war. Tief in mir drin weiss ich schon, dass sich meine beste Freundin nichts anderes für mich wünscht, als das ich glücklich bin und mein Papa sowieso.
Manchmal beherrschen mich diese grauslichen Gedanken regelrecht und so ging es gleich weiter. Eine weitere Freundin war letzte Woche krank und ich hatte ihr eine Whatsapp geschrieben und gefragt, ob sie wieder gesund ist. Es kam keine Antwort, obwohl ich – dank dem Fluch der Technik – gesehen hatte, dass sie schon mehrfach online war. Sie musste es gelesen haben. Und dann begann der Dummgedankenkreisel in Endlosschleife “Bin ich ihr keine Antwort wert”, “Habe ich was Falsches geschrieben?”, “Nerve ich sie generell und sie schreibt mir deswegen nicht zurück, aber warum sagt sie das dann nicht und antwortet einfach so unhöflich nicht? Kann man mit mir etwa nicht reden”, “Will sie nicht mehr mit mir befreundet sein und will mir das durch das Nichtantworten quasi ‘durch die Blume’ mitteilen?”, “Warum antworten die Leute generell oft stundenlang nicht auf die einfachsten Fragen, selbst wenn sie inzwischen schon 10x online waren?”, “Was ist so schwer daran, zu schreiben ‘ja, mir geht es wieder besser’ oder ‘nein, mir gehts noch nicht so gut und ich will meine Ruhe haben”?
Das geht dann in ganz schlimmen Phasen von Dummgedankenkreisel so weit, dass ich denke “Was stimmt mit mir nicht? Warum mag mich niemand? Warum habe ich keine Freunde”, wobei ich wohl weiss, dass das totaler Bullshit ist. Es ist das Ego, das da spricht und je mehr ich ihm ganz langsam den Hahn abdrehe, desto stärker wehrt er sich. Es ist nur dieses Ego, das mich so oft beherrscht. Es ist immer das Ego, wenn ich denke “es” denkt mich, anstatt, dass ich es selber denke. Dann ist das Ego so übermächtig und verursacht mir unnützes Leid, weil das Ego sich von Leid nährt. Aber ich durchschaue es, dieses beschissene Ego. Nicht immer, aber mehr und mehr und je mehr ich es durchschaue, desto mehr kommt mein wahres Ich durch und das Ego tritt in den Hintergrund, dort wo es hin gehört, für alle Zeiten!