Niemand spricht gerne über den Tod

als Mensch, der vor kurzem 2 geliebte Menschen verloren hat, habe ich fest gestellt, dass die Menschen möglichst nichts mit Trauernden zu tun haben wollen und nichts vom Tod hören wollen.

Auch ich hatte Angst davor, mit meinem Vater und meiner besten Freundin über den Tod zu sprechen.

Mein Vater wollte öfters mit uns darüber reden, aber wir wollten es nicht wahr haben, obwohl wir die Nähe des Todes doch auch spürten. Das tut mir heute sehr leid, dass ich das versäumt habe. Ich wollte nicht über seinen Tod sprechen. Auch meine Freundin und ich haben das “Unaussprechliche” weitgehend gemieden. Nur einmal haben wir wirklich darüber gesprochen und das hilft mir heute sehr viel. Sie sagte, dass es für sie ok ist zu gehen und dass sie nur nicht will, dass wir Zurückgebliebenen leiden müssen.

Ich wünschte, ich hätte das, was ich heute weiss, schon vor einem Jahr gewusst. Dann hätte ich mit Papa über seinen bevorstehenden Tod sprechen können und hätte ihn nicht mit dem Thema allein gelassen. Das bereue ich wirklich sehr.

Ich glaube, der Tod ist nur für die Hinterbliebenen schlimm, weil wir die geliebten Menschen natürlich vermissen. Sie fehlen uns. Sie haben eine Lücke hinterlassen, die niemand sonst füllen kann.

Doch wenn man sich nicht im Leid verliert, dann spürt man in ruhigen Momenten, dass sie nicht ganz verschwunden sind. Sie sind in besonderen Augenblicken, wenn wir nicht so sehr in der “Realität” gefangen sind, bei uns. Ganz nah und vertraut. Man kann es spüren.

Andere Kulturen integrieren die “Toten” in ihr Leben mit ein. So handhabe ich es auch. Ich spreche mit ihnen, so wie zu Lebzeiten. Wann immer ich denke “oh, das würde Papa gefallen”, “das würde Papa jetzt dazu sagen”, dann sage ich es ihm auch. Genauso spreche ich auch mit meiner besten Freundin. Wenn ich denke “das muss ich ihr unbedingt erzählen”, dann erzähle ich es ihr.

Das, was wir begraben haben, war nur die leere Hülle, aber nicht das, was die Menschen ausgemacht hat. Vielleicht ist die Seele so wie Sonnenstrahlen. Ein Teil ist im Jenseits, doch die Strahlen reichen bis zu uns, um unser Herz zu erwärmen, wenn wir es zulassen und wenn wir uns nicht in Schmerz und Leid verlieren. Dann haben wir die Chance, sie zu spüren. Dann hat der Tod seinen Schrecken verloren.

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