Gestern wieder

Wir waren gestern zum Grillen eingeladen. Es war eine Gartenparty mit ungefähr 20 Leuten. Ich hatte ein paar der Menschen schon einmal gesehen, die Meisten waren mir jedoch fremd, da es sich um den weitläufigen Bekanntenkreis meines Mannes handelte.

Wir hatten  vegane”Grillsteaks” vom Aldi dabei und ein Großteil der anderen Gäste kümmerte sich nicht weiter um unser “aussergewöhnliches Essen”.

Jedoch sprach mich zu vorgerückter Stunde eine ältere Frau an. Sie war schätzungsweise Mitte 50 und sah sehr burschikos aus. So der Typ, wo man “Frau” dazuschreiben muss, weil ma es nicht auf den ersten Blick erkennt.

Sie erzählte mir, dass ihre Tochter auch Veganerin wäre. Sie redete weiter, dass sie das akzeptieren würde, wenn jemand “so” lebt, aber dass sie es als total unnatürlich ansieht. Es wäre abnormal keine Eier und keine Milch zu essen, das gehöre dazu und Fleisch selbstverständlich auch. Sie hätte damit überhaupt kein ethisches Problem.

Dann kam der Ausspruch, der an dieser Stelle immer kommt: “Ich kaufe ja alles nur bio”. Aha… ja sicherlich. Und kurze Zeit später erzälte mir die Dame, dass sie so gerne Schokolade (Marke sehr bekannt und keineswegs bio) und andere Süssigkeiten (ebenfalls konventionelle Hersteller) ißt und auch viel davon kauft und verzehrt, ebenso wie Chips etc. – im selben Atemzug regte sie sich dann noch über das Überangebot in Supermärkten auf. Die Auswahl wäre viel zu groß.

Ich sah vor Kurzem auf Facebook ein Plakat, welches von einer Tierschutzorganisation gepostet wurde. Es war so fotografiert, dass auf der einen Seite ein Teller mit Schnitzel abgebildet war, dann noch eine Milchflasche und Spiegeleier. Darüber stand “das ist das, was Ihr seht”. Auf der anderen Seite war ein furchtbares Bild eines ausblutenden Tieres zu sehen, Hühner in Legebaterien und Kälbchen, die von der Mutter weggesperrt in total engen Boxen dahinvegetieren müssen. Darüber stand “das ist das, was wir sehen” und mit “wir” waren Veganer gemeint, die tierische Produkte aus ethischen Gründen ablehnen.

Für mich ist es ein Dilemma, dass unsere Adoptivkinder Fleisch fressen, aber sie sind Jäger und Raubtiere. Das liegt in ihrer Natur und ich kann ihnen ihre Essgewohnheiten nicht abgewöhnen. Sie nehmen sich aber nicht mehr, als sie brauchen und ich habe noch nie ein Katzenrudel gesehen, welches sich eine automatische Tierschlachtanlage gebaut hätte, oder Mäuse in engen Käfigen in einem Gebäude ohne Tageslicht gehalten hätte.

One thought on “Gestern wieder

  • 10. September 2014 um 21:48
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    Es ist immer so traurig 🙁 warum halten solche Leute nicht wenigstens ihre Klappe. So einen Mist muss man sich doch nicht noch auf einer Feier anhören …
    Ich kenns auch zu gut: die Leute können es nicht akzeptieren, dass jemand anders is(s)t – und dabei bin ich “nur” Vegetarierin (mit starkem veganen Einschlag)…

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