Political correctness

vor einiger Zeit lass ich auf Spiegel Online, dass nach Pippi Langstrumpf, nun alle Kinderbuchklassiker auf solche Fauxpas wie “Negerkönig” untersucht und sofort korrigiert werden sollen. Man störte sich tatsächlich an einem Satz aus “die kleine Hexe”, wo sich die Charaktere als Türke, Chinesenmädchen und Neger verkleideten… OMG, wie schrecklich anstößig.

Sarah Kuttner wurde vor nicht all zu langer Zeit bei einer Autorenlesung als Rassistin beschimpft, weil sie geschrieben hatte, dass sie als Kind eine Negerpuppe hatte. Puh… das nenne ich mal ausgeprägten Rassismus. Ich hatte eine Negerbarbipuppe und meine damalige Katze hat ihr die Arme abgefressen. Somit hatte ich eine Negerbarbipuppe mit Conterganarmen. Das sagte ich damals sogar so. Vermutlich würde ich heute dafür in ein Erziehungslager für Kinder mit politisch inkorrekter Ausdrucksweise eingewiesen werden.

Ich schlenderte heute so durch das Kaufland und sah doch tatsächlich eine Zigeunersoße!!! Müsste das nicht schon längst Sinti und Roma Soße heißen? Genauso wie das Sinti und Roma Schnitzel auf der Speisekarten von gutbürgerlichen Restaurants. Wer immer dafür verantwortlich war, dass die Negerküsse und Mohrenköpfe in Schaumküsse umbenannt wurden, war nicht besonders konsequent. Den Sarottimohr gibt es meines Wissens auch noch.

Was ist dann mit der Kinderschokolade? Ist das nicht zu irreführend?

Ist das wirklich diskriminierend für andersfarbige Menschen, wenn in alten Kinderbüchern noch die damals gebräuchlichen Begriffe stehen? Dann müsste man auch die ganzen Winnetou Filme synchronisieren, wenn das Wort Rothaut vorkommt, oder es mit einem bei Amerikanern so beliebten “Piep” übertönen…

Sind Begriffe wie stark Pigmentierte oder indogene Völker wirklich besser? Fühlen sich die Inuit durch den Begriff Eskimo herabgesetzt? Fühle ich mich durch den Begriff Laubfresser, Müsifresser, Grassfresser herabgesetzt? Nicht wirklich! Eher lässt das auf die mangelnde Intelligenz dessen schließen, der mich so betitelt und warum sollte ich mich an geistig Unterprivilegierten stören?

Früher bezeichnete man Menschen mit Down Syndrom als “mongoloid”. Vermutlich, weil das Aussehen etwas asiatisch anmutet. Neger ist auch nur ein Lehnwort, das eigentlich die Farbe schwarz bezeichnet.

Bei Begriffen ist es doch genauso wie mit Symbolen – es wird immer das daraus, was die Menschen hinein interpretieren. Während ein Pentagram für die einen simpel das Zeichen des goldenen Schnitts, der perfekten Harmonie darstellt, ist es von anderen verteufelt worden. So wie die Nazis ein asiatisches Glückssymbol missbrauchten. Für die einen sind Indianer stolze Ureinwohner, für die anderen degenerierte Penner in Reservaten. Während der Ausdruck Schlitzauge negativ behaftet ist, ist es der Ausdruck Mandelauge nicht, obwohl beides das Gleiche bezeichnet. Es gab einmal eine Zeit, als eine Hexe eine angesehene, geachtete weise Frau war und ebenso gab es eine Zeit als ein Nerd noch kein Trendsetter war und alles andere als cool.

So wie man aus allem ein Mordwerkzeug machen kann, so kann man auch jeden Begriff für Rassismus und Diskriminierung missbrauchen. Das soll natürlich nicht heißen, dass ich eindeutig rassistische, diskriminierende Ausdrucksweisen gutheiße, aber man kann auch wirklich alles übertreiben. Vielleicht kippt das Ganze auch mal wieder, wenn der “Markt” übersättigt ist und man es gewissermaßen leid ist, so total politisch korrekt zu sein. Vielleicht kommt irgendjemand mal auf die Idee zu sagen “das Leben ist nicht politisch korrekt, weshalb sollte ich es dann sein?!” Alles eine Frage des Zeitgeistes…

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