Vor ein paar Wochen waren wir auf der Autobahn unterwegs und machten an einer Autobahnraststätte halt. Die Raststätte war jedoch sehr überfüllt, weswegen wir die Toiletten eines Fastfood “Restaurants” nebenan aufsuchten. Wir bekamen Toiletten-Gutscheine und tauschten sie gegen Getränke.
Ich war bestimmt schon 10 Jahre nicht mehr in einem Fastfood Tempel und es hatte sich Einiges geändert. Früher ging man an den Tresen, bestellte was man wollte und bekam es und zahlte. Ich war offen gesagt überfordert mit der digitalen Bestellung. Letztendlich ging das mit den Gutscheinen auch nur direkt – so wie früher – direkt an der Theke bei einem echten Menschen, wo man die Waren bezahlte. Nur abholen musste man sie an einem anderen Tresen. – nach digitaler Aufforderung am Display Ob das eine Verbesserung zu früher ist? Keine Ahnung. Ich finde es umständlicher, aber das ist nur meine subjektive Empfindung.
Vorgestern war ich in München in einem Hipster Cafè und stellte fest, dass Bowls in allen möglichen Varianten der neueste Trend sind. Vielleicht sind sie auch schon wieder auf dem absteigenden Ast. Wer weiss das schon. Jedenfalls war die Bestellung zwar bei einem Menschen, aber man bekam ein kleines Gerät zur Hand, welches die Fertigstellung des Essens kundgab. Es stand dann irgendwo rum und ich wusste nicht so recht, ob das jetzt auch wirklich mein Essen ist, was mir einen abfälligen Blick eines weit abseits stehenden Mitarbeiters einbrachte. Ich konnte regelrecht hören, was er dachte: “Ist die hinterm Mond aufgewachsen????”
Ebenfalls aufgefallen sind mir junge Typen mit Bärten. Nein, nicht diese Holzfällerbärte die schon seit einigen Jahren “in” sind und die Barbershops wieder aus dem Boden sprießen ließen, sondern Porno-Balken wie in den 70ern. Bin ich die Einzige, die das sehr altmodisch findet? Aber vermutlich stamme ich nur aus einer Zeit, wo solche Oberlippenbärte als sehr altmodisch angesehen wurden. Inzwischen sind sie wieder hipp, weil die jungen Menschen, die sie tragen, diese “Mode” nicht mehr aus ihrer Kindheit und Jugend kennen, wie es bei mir der Fall war.
Es ist ähnlich wie bei Namen von Kleinkindern. Als ich ein Kind war hießen nur sehr alte Menschen Emma oder Karl. Inzwischen sind diese (für mich altertümlich anmutenden Namen) wieder modern. Dafür sind die Namen meiner Sandkastenfreunde inzwischen mega out. Niemand tauft heute sein Kind Annette, Volker, Jürgen, Elke oder Martina.
Einerseits ist alles digitalisierter und wir werden mehr und mehr über unsere Smartphones Tablets und Notebooks agieren., andererseits ist aber eine Sehnsucht nach “Retro” und “Vintage” zu spüren. Ich habe eine recht junge Bekannte, die auf “Den guten alten Filterkaffee” schwört, andererseits jedoch nichts mehr auf Papier aufschreibt, sondern alles digital notiert.
Wir benutzen unsere Smartphones auch mehr und mehr um mit Familie, Freunden, Bekannten und Kollegen zu korrespondieren und ich stelle fest, dass ich viel zu viel Zeit im Internet verbringe. Insta, Pinterest und manchmal auch Facebook, aber überwiegend Insta. Ich habe nur eine einzige Freundin, und ein Familienmitglied mit denen ich regelmäßig (oft auch länger) telefoniere. Mit allen anderen ist es irgendwie nicht üblich das wir telefonieren. Wir schreiben über WhatsApp oder schicken uns gegenseitig Sprachnachrichten und es ist selten, dass wir das Mobiltelefon zum telefonieren benützen. WhatsApp ist das meist genutzte Organ zur Kontaktpflege. Daran ist natürlich nichts Verkehrtes, dennoch ist ein persönliches Treffen nochmal etwas ganz anderes und es schafft eine ganz andere Nähe. Schon direkte, regelmässige Telefonate sind eine ganz andere Sache, als nur Whatsapp Nachrichten.
Das Problem an geschriebenen Worten ist, dass sie zu Missverständnissen und Fehlinterpretationen führen können. Während eines Telefonats hört man die Stimme mit all ihren emotionalen Tonlagen, was die Missverständnisse deutlich reduziert. Beim direkten Treffen kommt noch die Mimik und Gestik hinzu, was die Häufigkeit von Missverständnissen weiter eindämmt.
Ich vermisse manchmal den direkten menschlichen Kontakt. Sowohl im Privatleben, wie auch unterwegs, in hippen Restaurants oder Fastfoodketten. Ich denke aber, das es vermutlich keinen Weg zurück gibt. Oder doch? Es gibt mehr und mehr eine kleine aber stetig wachsende “Bewegung”, die sich nach Nostalgie und einem “analogen Leben” sehnt. Kleinere “Auswüchse” sind solche Geschichten, wie der Filterkaffee oder die Rückkehr von “Tante Emma Läden”.
Vielleicht ist auch Beides möglich. Eine zunehmende Digitalisierung UND eine Rückkehr zur scheinbar altmodischer Lebensweise. Vielleicht sind die zunehmenden “Rotzbremsen” ein erstes Anzeichen dafür.