Normalerweise liebe ich den Sommer. Laue Nächte, schöne Tage. Dieses Jahr haben wir einen besonders schönen Sommer. Doch genießen kann ich ihn nicht so wirklich. Nach außen hin spiele ich Normalität, weil Normalität so etwas wie ein Anker ist, der mich nicht komplett in den Strudel aus Schmerz und Vermissen treiben lässt. Am besten beschreibt wohl ein Lied-Titel von REM meinen derzeitigen Zustand “Imitation of life”. Ich tue so, als wäre alles normal, doch in meinem Herzen herrscht November. Manchmal mit viel Nebel, manchmal eisig, manchmal noch mit wärmenden Sonnenstrahlen, aber dennoch Spätherbst mit viel Regen und Wind.
Wenn ich das Gefühl habe, dass meine Kleine noch um mich ist, dann sind das Momente des Trostes, doch dann gibt es wieder Augenblicke, wo ich von einer Sekunde zur Anderen aus Verzweiflung in Tränen ausbreche.
Ich kann mich manchmal in “Nichtwahrhabenwollen” flüchten, doch dieser Rückzugsort ist trügerisch und instabil. Umso schneller rutsche ich zurück ins harte Realitätsland zurück.
Viele sagen, dass die Zeit alle Wunden heilt, aber manche heilen nie so wirklich. Sie vernarben vielleicht, doch richtig heilen werden sie nicht. Ich wusste, dass ich vermutlich alle meine Katzenkinder überleben werde und sie alle auf ihrem letzten Weg begleiten muss. Ich muss sie gehen lassen und kann nichts dagegen tun, denn der Tod ist nicht verhandelbar. Das ist der Preis, den ich zahle für jahrelange bedingungslose Liebe und unsägliches Glück. Es gab keinen Tag, wo ich meiner Prinzessin nicht gesagt habe, wie sehr ich sie liebe und wo ich nicht gespürt hätte, dass auch sie mich liebt.
Manchmal quäle ich mich selbst mit Bildern und Videos für die es eigentlich noch viel zu früh ist, sie anzuschauen. Allein bei dem Gedanken daran heule ich schon wieder. Doch wie sagte unsere Tierheilpraktikerin so schön: “Auf Tränen reist es sich leichter”. In diesem Sinne: Gute Reise meine kleine Seidenfellschmusemaus.