Jahrzehntelang habe ich mein Selbstvertrauen aus der Bewunderung anderer gezogen. Das funktionierte eine sehr lange Zeit. Es fing mit 17 an (davor war ich ein unscheinbares Mauerblümchen) und dauerte an, bis ich älter wurde. Die bewundernden Blicke wurden im Laufe der Jahre weniger, die Anmachen nahmen ab und ich bekam kaum mehr Drinks spendiert, wenn ich mit Freundinnen unterwegs war. Früher war ich es gewohnt, mit wenig bis gar keinem Geld aus dem Haus zu gehen, weil alles “gesponsert” wurde.
Das hat mir eine Weile echt zu schaffen gemacht, doch diese schwachen Zeiten sind zum Glück vorbei. Ich benötige die Bewunderung von Männern nicht. Ich bin schließlich glücklich verheiratet und ich verdiene genug, dass ich meine Drinks selbst bezahlen kann. Es war meist eh nervig, denn ganz “umsonst” waren die Getränke nie. Man musste sich (zumindest gebot es der Anstand) ein paar Minuten mit den Typen unterhalten. Es hat also Lebenszeit gekostet, die so viel mehr wert ist, als die paar Kröten, die ein Captain Morgan / Cola oder ein Wodka/Bull kostet. Es war auch oft psychopathisch, von irgendwelchen dahergelaufenen Kerlen angebaggert zu werden. Es hat also durchaus Vorteile, dass ich inzwischen in einem Alter angelangt bin, wo ich immer “unsichtbarer” werde. Unsichtbarkeit birgt Freiheit. Ich bin so viel mehr als mein Aussehen, das noch immer ziemlich passabel ist. Es ist gut, ich zu sein. Ich möchte niemand anderes sein. Manchmal – und das sind wirklich schwache Momente – hätte ich gerne Haare wie Diese oder ein Gesicht wie Jene, wäre gerne 20 Jahre jünger oder wünschte meine Fältchen weg. Doch diese Momente gehen vorüber. Sie ziehen vorbei wie Wolken und es klart wieder auf und ich weiß: It`s good to be me!