Geeeereiiiiiiiizt

Vielleicht war ich zu lange lieb und brav und angepasst, denn in letzter Zeit mehren sich die Tage, wo ich mega gereizt bin. Es gibt sogar Begebenheiten, wenn da eine bestimmte Person meinen Weg kreuzt, bin ich sooo kurz davor, meine gute Kinderstube zu vergessen und ihr einfach zu sagen “Halten Sie doch einfach mal Ihr dummes Maul!”. Das werde ich natürlich nur in meinen Gedanken tun, dennoch ist es schwer, den Impuls unfhöflich zu werden, zu unterdrücken.

Vielleicht ist das so, weil ich zunehmend selbst einem sehr unflätigen Umgangston ausgesetzt bin. Ich kann mich oft mehrere Stunden am Tag einem Umfeld nicht entziehen das gefühlt täglich rüder wird. Wenn jemand anruft, fallen Sätze wie “Was will denn der Arsch schon wieder?” oder es werden Leute angeraunzt mit “Könnt Ihr denn nie tun was ich Euch sage???”. Natürlich ist dieses Umfeld irgendwann prägend, wenn man ihm zu lange ausgesetzt ist. Ich verstehe diejenigen schon, die immer lascher in ihren Umgangsformen werden. Es ist dem massiven Stress geschuldet. Es wurde zur Gewohnheit, alle Befindlichkeiten auszuleben. Da ist die Frau, die sich wöchentlich mehr wie ein Arschloch benimmt und als Ausrede “Ich bin halt in den Wechseljahren” vorgibt. Da ist auch der Typ der morgens mit Müh und Not ein Guten Morgen heraus bekommt und schon zu früher Stund genervt ist bis zum geht nicht mehr. Man will diese Leute am besten gar nicht mehr ansprechen. Muss man jedoch.

Natürlich ist es nicht einfach freundlich zu bleiben, wenn man wochenlang nicht mehr richtig geschlafen hatte, aber es ist kein Freibrief sich so aufzuführen. Ich unterdrücke meine Aggressivität doch auch (so gut es geht) und denke mir meinen Teil. Wenn es allerdings so weitergeht und die Umgebung noch asozialer wird, kann es gut sein, dass ich auch mal zum Arschloch mutiere und den erwähnten Herrschaften irgendwann ein nicht sehr nettes “Fickt Euch!” entgegen schmettern werde. Denn wie es in den Wald hinein schreit, so halt es manchmal eben zurück! Wer das Echo nicht verträgt, sollte sich vorher benehmen.

Als ob die Zeit vor 60 Jahren stehen geblieben wäre

Ich schaue gerne so Serien wie “Kuhdamm 56 und 59” oder “Telefonistinnen” , “Good Girls Revolte” und “Charité”.

Diesen Serien ist gemein, dass sie den Zeitgeist der jeweiligen Epoche gut veranschaulichen. Speziell Frauen hatten damals nicht wirklich die gleichen Rechte und waren immer auf Männer angewiesen. In der Serie Kuhdamm versucht die Mutter ihre drei Töchter gut zu verkuppeln. Ganz gleich ob die angeblich “Gute Partie” homosexuell ist und ob ihre Töchter die Heirat glücklich macht. Hauptsache, sie waren “Gut versorgt”.

Nun könnte man denken, das wäre ein Relikt vergangener Tage, aber mitnichten. Ich kenne auch heute noch Frauen, die mehr einen Versorger suchen.

Vielleicht kann ich das nicht nachvollziehen, weil ich mein eigenes Geld verdiene seit ich 19 bin und habe alle meine Ausbildungen und auch mein Fotografie-Studium selbst finanziert. Ich brauchte nie einen Mann, der mich versorgte oder aushielt. Vielleicht leben diese Damen leichter, wenn sie sich nicht selbst um ihren Lebensunterhalt kümmern müssen und einen Mann gefunden haben, der so viel verdient, dass sie nicht arbeiten und nichts zum Lebensunterhalt beitragen müssen. Das ist heutzutage ein Luxus den nur die wenigsten haben. Meist müssen beide zum Lebensunterhalt beitragen, weil man sonst nicht über die Runden kommt. Bei der Generation meiner Eltern war das noch gänzlich anders. Damals arbeiteten die wenigsten Frauen. Vielleicht einige Teilzeit, aber ganz sicher nicht Vollzeit. Wenn wir vom Kindergarten oder von der Schule heimbeschickt wurden (hitzefrei etc) war immer jemand da. Entweder die Mutter oder die Großeltern oder alle zusammen. Wenn heute die Kinder heimgeschickt werden müssen haben die Erzieher und Lehrer ein massives Problem, weil meist niemand da ist, der die Kinder so schnell mal abholen könnte. Sie können auch nicht mehr einfach alleine heim laufen, wie wir früher. Diese Zeiten sind lange vorbei.

Ja, es gibt Momente, da wünschte ich, ich würde in einer Zeit leben, als es der Frau verboten war zu arbeiten hahahaha. Das sind ganz schwache Momente. Natürlich wäre es nicht schlecht, wenn wir reich wären, aber ich glaube, das würde uns nicht wirklich glücklicher machen. Ich möchte auch gar nicht reich sein, sondern einfach nur einen Job haben, der mich gut leben lässt und der mir Sinn gibt.

Ich bin froh, dass die Zeit vorbei ist als Frauen nur das “Heimchen am Herd” waren. Es ist aber heutzutage auch noch nicht perfekt. Frauen werden noch immer diskriminiert und unterbezahlt. Die meisten richtig mies bezahlten Jobs werden von Frauen ausgeübt. Von Gleichheit der Geschlechter was die Bezahlung angeht, sind wir noch Lichtjahre entfernt. Noch dazu ist es oft so, dass Frauen Teil- oder Vollzeit arbeiten UND den gesamten Haushalt alleine schmeißen.

Es läuft also noch Einiges schief. Wir leben noch immer in einer stark patriarchalisch geprägten Gesellschaft, die das Weibliche nicht würdigt, nicht ehrt und nicht schätzt. Natürlich gibt es Gebiete der Welt, wo das noch viel schlimmer ist, als hier bei uns in Deutschland. Dennoch, die weiblichen Eigenschaften werden nicht in dem Maße geschätzt, wie sie es sollten. Dabei sollte ein Gleichgewicht herrschen zwischen dem Weiblichen und Männlichen Prinzip. Wie Yin und Yan. Es ist aber eher ein Kuchendiagramm, indem alles Männliche gut 3/4 beherrscht und für das Weibliche ein kläglicher Rest von 1/3 bleibt.

Daraus resultiert meiner Meinung nach das meiste Elend der Welt. Es fehlt die weibliche Energie. Wenn das Gleichgewicht hergestellt wird, haben wir die Chance, die Welt grundlegend zu verändern. 2000 Jahre Patriarchat sind mehr als genug.