ich habe eine Ausbildung als Fotografin. Oft werde ich von allen möglichen Menschen gebeten, ob ich Bilder von ihnen oder für sie machen könnte. Das mache ich selbstverständlich sehr gerne. Bei meinen engen, guten Freunden reicht es mir auch als Entlohnung, wenn sie von den Bildern begeistert sind.
Bei weitläufigen Bekannten oder welchen, die ich von früher her kenne, aber nicht wirklich mit ihnen befreundet bin, sieht es ganz anders aus.
Erst kürzlich wurde ich wieder von einer Bekannten gefragt, ob ich nicht deren Bekannte (die mir völlig fremd ist) fotografieren könnte, weil diese sich so sehr professionelle Portraits wünschen würde aber kein Geld hätte. Selbstverständlich war davon ausgegangen worden, dass ich das umsonst mache.
Nein mache ich nicht! Warum auch? Meine Ausbildung war zeitintensiv und auch teuer. Ich habe 6 Semester lang Fotografie studiert und jedes Semester hat mich einiges an Studiengebühren gekostet (Privatschule). Meine Ausrüstung und die Bearbeitungsprogramme sind teuer. Bildbearbeitung ist ein immenser Zeitfresser.
Warum geht man bei bestimmten Berufsgruppen immer davon aus, dass man das für Hinz und Kunz umsonst oder extra günstig macht? Es kam dann zum wiederholten Male die Aussage “aber Du fotografierst doch so gerne, ich dachte, ich tue Dir einen Gefallen damit”. Ja noch besser! Geht`s noch? Unverschämt! Nur weil ich gerade nicht in diesem Beruf arbeite, heißt das noch lange nicht, dass ich das dann für Jedermann für Umme oder für einen Essensgutschein mache.
Fotografen sollen umsonst fotografieren, Übersetzer umsonst übersetzen, Informatiker “mal eben nach dem PC schauen”, Elektriker “mal schnell was reparieren”, den Arzt kann man mal “kurz um Rat fragen, was dies oder das Zipperlein sein könnte” etcetetc. Ich käme nie auf die Idee, zum Beispiel eine Lehrerin zu bitten meine Kinder umsonst zu unterrichten, weil sie es doch so gerne macht, oder wer käme auf den Trichter, einen Piloten zu fragen, ob er uns umsonst herum fliegt, oder eine Krankenschwester, ob sie einen ohne Geld pflegt, einen Bäcker, ob er einem die Brötchen nicht so geben kann – am besten noch extra für einen gebacken, wenn sie gerade alle sind? Das macht doch auch kein normaler Mensch!
Wie gesagt, für enge, gute Freunde und Familie jederzeit gerne und immer wieder kostenlos. Für fremde Leute NICHT gratis und auch NICHT extra”billig”. Ich biete solchen “Interessenten” sowieso immer an, dass ich die Bilder mache und sie einen bestimmten Betrag an ein Tierschutzprojekt meiner Wahl spenden. Das ist in den meisten Fällen der Gnadenhof, den ich persönlich kenne, oder die Tierschutzorganisation, wo unser Kater her ist, oder die Hundehilfe, wo die Hündin einer Freundin her stammt. Sie “bezahlen” also nicht einmal mich, sondern das Geld wird für einen guten Zweck verwendet. Dennoch musste ich in einem Fall, bei einer “Kundin” zwei Monate lang immer wieder nachfassen, bis sie endlich das Geld an die Hilfsorganisation in Rumänien überwiesen hatte. Seither gibt es die Bilder nur noch gegen einen Screenshot des Spendenbelegs oder der Überweisung und Rückversicherung der Organisation, dass die Spende dort einging.
Man kann gerne mit mir reden und mir was im Tausch anbieten, wenn jemand wirklich gar kein Geld hat. Vielleicht hat die Person ein Talent, das mir nutzen kann. Oder aber sie bietet mir was, was ich gar nicht gerne mache, wie Fensterputzen oder Rasen mähen. Das ist alles vollkommen ok und dafür bin ich offen. Nicht jedoch für selbstgefällige Anfragen, ob ich umsonst oder zu einem lächerlichen “Preis” für weitläufige Randompeople oder sogar wildfremde Menschen tolle Portraits mache, weil ich das “doch so gerne mache” und man mir damit doch quasi einen Gefallen täte. Das ist respektlos und völlig daneben.
Ich habe dieses Jahr wunderschöne Erfahrungen gemacht. Menschen, von denen ich Portraits gemacht habe und die damit so glücklich waren, dass sie freiwillig weit mehr an die Tierschutzorganisationen überwiesen haben, als ich gefordert hatte. Das waren schöne Momente. Doch es gab – wie immer – auch wieder Begegnungen der dritten Art, wo bei mir ein ungutes Gefühl zurück blieb.
Daraus werde ich meine Konsequenzen ziehen. Ich gebe mir hiermit selbst das Versprechen, dass ich niemals wieder Fotografien weit unter Wert machen werde, es sei denn für Familienmitglieder oder dem wirklich engsten Freundeskreis. Wer ausserhalb meines Kreises der Vertrauten Anfragen an mich stellt, zahlt künftig, je nach Aufwand, das marktübliche Honorar an eine Tierschutzorganisation oder einen Gnadenhof meiner Wahl.
Bei einer Hochzeit mit Anfahrtspauschale, Reportage Trauung, Sektempfang, Kuchenanschnitt, Gruppenbilder, Hochzeitsportraits, digitaler Bearbeitung, Verzicht auf das Copyright etc. können schnell Kosten von €800-1500 zusammen kommen, je nach Aufwand und Extrawünschen. Bewerbungsreportagen oder Portraits Indoor oder Outdoor gibt es – ebenfalls je nach Aufwand und Extrawünschen – ab mindestens € 70,00 aufwärts. Wenn ihr gefühlte 1000 Klamotten mitbringt und Euch ständig umzieht oder die Location wechseln wollt, wird es entsprechend teurer. Wem das zu teuer ist, der soll doch bitte seine Verwandten und / oder Freunde bitten zu “knippsen”. Übrigens, wenn Ihr Anfragen an mich stellt und fragt, ob ich was “knippsen” kann, wundert Euch nicht, dass ich nicht antworten werde.
Der Preis wird auch nicht reduziert, weil ich auf der Hochzeit, dem Familienfest oder dem Junggesellinnenabschied was zu trinken und zu essen angeboten bekomme. Das ist nun wirklich kein Anreiz für mich. Zumal es für Veganer eh meistens auf solchen Veranstaltungen nichts gibt. Also nochmals an alle etwaigen Interessenten: umsonst gibt es gar nichts. Bei netten Anfragen kann man mit mir reden und auch wenn jemand wirklich knapp bei Kasse ist, lassen sich Möglichkeiten finden. Wenn ich jedoch das Gefühl habe, ausgenutzt zu werden, dann ist Schicht im Schacht.