Wie fühlt man sich wieder richtig lebendig?

Das letzte Mal, als ich mich richtig lebendig gefühlt habe, war, als ich Ende Juni nachts in ein schweres Gewitter geriet. Wir waren mit Freunden auf einem Benefizkonzert, dass ganz in der Nähe unseres Hauses stattfand. Punkt Mitternacht brach das Gewitter ohne Vorankündigung los. Wir rannten zum Haus zurück. Der Regen prasselte kalt auf uns nieder und wir waren in Sekunden bis auf die Haut durchnässt. Zwischendurch fielen wir ins Gras. Um uns herum heftiger Regen und Blitze. Selten in meinem Leben habe ich mich so lebendig gefühlt. So richtig vital und komischerweise glücklich. War es die Gefahr in der wir schwebten? Sie war nicht so groß, dennoch hätten wir sehr wohl vom Blitz getroffen werden können. Es war ein sehr heftiges Unwetter.

Fühlt man sich nur lebendig, wenn man das “normale Leben” verlässt? Wenn man andere Wege geht? Wenn man auch mal an seine Grenzen stößt?

Eine meiner Freundinnen fragte mich vorletzte Woche, was mir fehlen würde, ob ich mir mehr spirituelles Wachstum wünschen würde. Nein, im Moment brauche ich mehr Lebensenergie und Lebendigkeit. Vielleicht auch Spaß. Keinen oberflächlichen “Spaß”, mit Klamotten kaufen oder mich zu saufen, sondern einfach mal wieder Lachen, bis mir die Tränen kommen.

Etwas Leichtigkeit würde auch nicht schaden. Nicht im Sinne von Oberflächlichkeit, sondern einfach etwas leichter durch`s Leben ziehen und den Quatschkopf in meinem Hirn einfach mal knebeln. Stille der Gedanken. Pures Sein.  Das fehlt mir. Vielleicht nicht nur mir, sondern der Menschheit insgesamt.

Immer mehr Profit, mehr Geld, mehr Luxus, mehr Dekadenz. Für was? Ich brauche nicht mehr Dinge, sondern mehr Lebendigkeit. Dinge entziehen mir die Lebenskraft. Ebenso unbewußte Menschen, denen es nur um Tratsch und ihr eigenes eintöniges Leben geht.

Ich will raus aus dieser Tristesse. Ich will mich ins Leben stürzen und es fühlen. Ich will lieber ungewöhnlich leben. Was hält mich ab?

Angst lähmt mich. Ich habe Angst, die gewohnten Bahnen zu verlassen. Etwas muss sich aber ändern. Stillstand ist wie tot sein. Ich will aber das Leben spüren.

Auch wenn ich mich danach sehne, vielleicht ist der Winter nicht die richtige Jahreszeit für Lebendigkeit. Jetzt sollte eigentlich die Zeit des Rückzugs und des Kräfte Sammelns sein. So wie die Natur es vor macht – damit im Frühjahr ein neues Leben beginnen kann.

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