Ginger muss sterben

Gerade sah ich auf 3Sat Nano einen Bericht über einen “Konsumenten”, der sich gezielt eine Kuh bei einem Biobauern aussuchte, die für ihn geschlachtet wurde.

Im Filmbeitrag war es die Kuh Ginger. Sie lebte 3 Jahre bei dem Biobauern bis der “Besitzer”, entschied, dass sie jetzt sterben müsse.

Als sie verladen wurde, damit sie vom Metzger “so stressfrei wie möglich geschlachtet werden” kann, musste ich umschalten. Es tat mir in der Seele weh. Wie bringt man das fertig?

Ich verstehe ja noch halbwegs Karnismus, wenn die Fleischesser Leichenteile von Tieren kaufen, die bis zur Unkenntlichkeit zerstückelt wurden, damit man garantiert nicht mehr erkennen kann, welche Tierart es einmal war. In dieser anonymen Form des Fleischkonsums fällt es vermutlich leicht, zu verdrängen, dass es einmal ein fühlendes Tier war. Doch gezielt zu einem Bauern gehen, sich ein Tier aussuchen und es dann auch noch regelmässig besuchen, ihm einen Namen geben, um dann eines schönen Tages zu beschließen, dass es jetzt – nach 3 Jahren – lange genug gelebt hat ist nochmal eine ganz andere Hausnummer! Das kann ich absolut nicht nachvollziehen.

“Heute sieht er Ginger zum letzten Mal lebend” – sorry, aber bei sowas bin ich echt sprachlos.

Wer sich den Beitrag antun möchte, findet hier den Link: 3Sat Mediathek.

Ja – Ginger hatte mit Sicherheit ein schöneres Leben auf dem Biohof, als Tiere, die in der Massentierhaltung ihr Dasein fristen müssen. Ja – sie hatte Auslauf, saftige Wiesen – die ganze Bilderbuchidylle. Dennoch kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen, wie man entscheiden kann, dass das Tier nun zu sterben hat.

Ich musste einmal entscheiden, ob mein Kater Walter eingeschläfert werden sollte. Er war unheilbar krank und die Tierärztin sagte mir, dass es kein Heilmittel gäbe. Er hatte FIV im Endstadium. Ich liebte Walter sehr und manchmal verfolgt mich diese Entscheidung bis heute, auch wenn ich weiss, dass ich keine Wahl hatte.  Aber ein gesundes Tier umbringen zu lassen, nur “weil es so gut schmeckt”?

Wenn Tiere die gleichen Rechte wie Menschen hätten, wäre jede Schlachtung Mord aus niederen Beweggründen. Doch leider sind wir noch Lichtjahre davon entfernt, dass Tiere auch nur annähernd ähnliche Rechte wie Menschen zugesprochen bekommen.

Wenn das Geld beim Erzeuger ankommt, bin ich bereit mehr zu zahlen

diesen Satz hörte ich heute in Bezug auf höhere Milchpreise. Beim Erzeuger? Also bei der Kuh? Leider wohl kaum! Mit “Erzeuger” war der Landwirt gemeint. An die Kälber, für die die Milch eigentlich bestimmt ist, denkt auch keiner. Weil noch immer viele Menschen denken, dass Kühe einfach so Milch geben – quasi wie Wasser aus dem Wasserhahn – es läuft einfach so aus ihnen heraus. Gerne wird dann auch erwähnt, dass die Kühe ja gemolken werden müssen, weil sie sonst schreien würden vor Schmerzen, weil ihre Euter so prall sind. Man könnte aber auch einfach die Kälbchen an ihnen säugen lassen, wie es die Natur vorgesehen hat.

Warum nicht einfach auf Pflanzenmilch umsteigen? Es lässt sich garantiert für jeden etwas finden aus dem riesigen Produktangebot von “Milch” aus Mandeln, Dinkel, Hafer, Haselnuss oder Soja.

Wenn hier jetzt der Gedanke aufkommen sollte “aber Soja ist auch umstritten”, dann gebe ich an dieser Stelle zu bedenken, dass jeder Fleischesser über den Umweg Tier viel mehr Soja zu sich nimmt als so mancher Veganer. Das ist dann aber leider nicht das für den menschlichen Verzehr in Deutschland oder Österreich angebaute Biosoja, sondern überwiegend genmanipuliertes Tierfutter-Soja für dessen Anbaugebiet unter anderem der Regenwald abgeholzt wird.