ich habe einen wiederkehrenden Traum. Er läuft immer ähnlich ab. Schweine flüchten von einem Viehtransporter und ich verstecke sie in meinem Kleinwagen.
Als ich meinem Mann das erste Mal von dem Traum erzählte, fing er an zu lachen und fragte “Wie viele Schweine waren denn im Corsa”. “Ein Schweinchen vorne auf dem Beifahrersitz, drei auf der Rückbank und eines im Kofferraum”. “Du weist schon, wie groß eine ausgewachsene Sau ist? Womöglich saßen sie aufrecht und waren angeschnallt?”
Tatsächlich saßen sie in meinem Traum genau so im Auto – bis auf die eine im Kofferraum natürlich.
Ich träume diesen Traum alle paar Wochen. Manchmal sind es Wildschweine, die ich vor einem Jäger rette, dann wieder Mastschweine, die in einem kurzen unbeobachteten Moment aus einem Kleintransporter, der mit niedlichen Schweinchen bemalt ist, türmen können und sofort auf meinen Opel zu eilen.
Der Traum endet immer damit, dass wir unseren Häschern gerade so entkommen können.
Gestern musste ich an einer Ampel halten und vor mir stand exakt so ein Transporter, der – wie in meinem Traum – hinten mit niedlichen Schweinchen bemalt war. Seitlich waren vermutlich so Luftschlitze. Ich dachte an meinen Traum, doch in der Realität ging die Hintertür leider nicht auf und die Schweine konnten nicht in meinen Corsa flüchten. Wenn ich sie aus dem Wagen geholt hätte, wäre ich des Diebstahls angeklagt worden. Ich hätte sie vielleicht dem Metzger abkaufen können. Und dann? Was hätte ich dann mit ihnen gemacht? Ich war wieder im gleichen Gewissenskonflikt, wie im Juli, als ich die Kälbchen bei dem Bauer sah.
Ich war auf dem Weg um eine Freundin abzuholen um auf einem Volksfest zu feiern, doch für die Schweinchen war es der Weg zum Schlachthof. Der Transporter fuhr genau in diese Richtung und bog dann auch dorthin ab. Ich fuhr fast 5 Minuten hinterher und war hin und her gerissen und doch hilflos. Hätte ich dem Transporter bis zum Schlachthof nachfahren sollen, den Fahrer dann bitten, mir die Tiere zu verkaufen? Dann hätte ich Gnadenhöfe für sie suchen können… und hätte vor dem Schlachthof vermutlich noch mehr solche Lieferungen gesehen. Auch mit anderen Tierarten. Das wollte ich nicht sehen. Ich kann die Leute schon verstehen, wenn sie verdrängen wollen, was dort vor sich geht und was mit den Tieren geschieht. Auch ich will es nicht sehen. Auch keine Videos, wie Küken geschreddert werden. Keine Schlachtszenen. Keine schlimmen Bilder. Das verursacht mir Alpträume und ich bekomme diese Bilder nie wieder los.
Nur ist der Unterschied, dass ich meine Konsequenz schon vor sehr vielen Jahren gezogen habe und zuerst Vegetarierin und dann Veganerin wurde. Ich möchte dieses perfide, grausame System nicht unterstützen. Ich möchte nicht daran beteiligt sein, dass Tiere ausgebeutet, misshandelt und getötet werden.
Ja, vermutlich wird es mir nie ganz gelingen komplett vegan zu leben. Auch ich hatte schon Fliegen auf der Windschutzscheibe und eine meiner Katzen hat erst letzte Woche zwei Kröten und einen Grashüpfer als “Geschenk” angeschleppt… leider schon tot. Eine dritte Kröte lebte noch und ich konnte sie in Sicherheit bringen. Dennoch versuche ich es soweit wie möglich und so gut es geht, so zu leben, dass ich anderen Lebewesen möglichst wenig schade.