Wie würde eine Welt ausschauen, wo jeder von seinen Talenten leben könnte?

Ich fahre fast täglich mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Anstatt – wie zu Anfang – Musik mit Kopfhörern zu hören, habe ich es mir angewöhnt, sorgfältig zu zu hören, was die Menschen um mich herum zu erzählen haben. Es ist kein Lauschen erforderlich. Man hört die Gespräche gut und deutlich.

Immer wieder höre ich, dass sich die Erzählenden- speziell an Montagen – davor fürchten, wieder zur Arbeit zu müssen. “Was wäre, wenn ich jetzt einfach mit dem Bus weiter fahren würde?”, “Wohin fährt der Bus?”. Er fährt zum Bahnhof, das habe ich schon ausprobiert, doch ich glaube das war nicht gemeint. Es ist eine Metapher. Wie würde der Tag ausschauen, wenn man einfach im Bus sitzen bleiben würde? Doch leider ist da noch das liebe Geld, welches wir zum leben benötigen. Die einen mehr, die anderen weniger. Damit fällt die Option einfach nicht an der Haltestation auszusteigen flach.  Das könnte man vielleicht einmal machen, aber sicher nicht jeden Tag, ohne seine Arbeitsstelle ratzfatz zu gefährden / zu verlieren.

Wieso haben so viele Menschen Angst, wieder zur Arbeitsstelle zu müssen – vor allem nach dem Urlaub oder nach dem Wochenende? Vielleicht weil sie einer Tätigkeit nachgehen, die sie nicht erfüllt? Vielleicht sehen sie keinen Sinn in dem was sie tun? Studien haben festgestellt, dass es den Arbeitern am meisten zu schaffen macht, wenn sie ihre Arbeit als sinnlos betrachten. Es wurde schon als Foltermethode eingesetzt, Häftlinge Steine aufschichten zu lassen und sie dann wieder abbauen zu lassen, nur um sie ein paar Meter weiter wieder aufschichten zu lassen. Die Gefolterten waren innerhalb kürzester Zeit zermürbt. Nicht weil die “Arbeit” so anstrengend war, sondern weil sie absolut keinen Sinn ergab.

Wieviele Menschen weltweit schichten wohl täglich auf ihrer Arbeit “Steine” auf und ab? Wie würde eine Gesellschaft ausschauen, wo jeder von seinen Talenten leben könnte? Doch was, wenn jemand keine Begabungen hat? Hat nicht jeder etwas, was er wirklich richtig gut kann? Vermutlich haben Viele einfach noch nicht erkannt, dass sie ein bestimmtes Geschick für etwas haben.

Es gibt da so einen Spruch, dass man seinen Beruf so wählen soll, dass man von dem leben kann, was man mit Begeisterung macht und man wird nie wieder Angst davor haben zur Arbeit zu müssen. Ich fürchte, das trifft nur auf einen geringen Prozentsatz der Weltbevölkerung zu. Dennoch wäre es die Lösung aller Probleme. Wenn man etwas mit Begeisterung macht, wird man sicher nie an einem Burnout oder gar Boreout leiden. Man wird auch nicht sehnsüchtig die Stunden oder Tage bis zum Feierabend, Wochenende oder Urlaub zählen. Wenn man liebt was man tut, vergißt man die Zeit. Genau so sollte es sein. Dann wäre auch ein höher angesetztes Rentenalter kein Problem, weil man sich nicht nach der Rente sehnen würde.

Ist so eine Gesellschaft wirklich utopisch? In früheren Zeiten war es oft so, dass in einer Dorfgemeinschaft jeder das tat, was er am Besten konnte.

Wenn jeder seine ureigenen Begabungen zum Wohle Aller nutzen könnte, wäre die Erde ein paradiesischer Ort. Menschen, die mit Begeisterung das tun, was sie am liebsten tun, werden kaum Kriege anzetteln oder anderen etwas neiden. Doch bis wir dahin kommen, werden noch viele Steinhaufen umgeschichtet werden. Um ein Leben zu finanzieren, dass einen nicht erfüllt und um Dinge zu kaufen, die genauso sinnlos sind, wie die Steine.

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