Ist ein Leben mehr wert, als das Andere?

Neulich traf ich eine ehemalige Klassenkameradin zufällig in der Stadt. Sie fragte mich, ob wir im Urlaub irgendwo hingeflogen wären. Ich verneinte und sie fragte, warum wir nicht weg wären. Ich erzählte ihr wahrheitsgemäss, dass wir im Januar ein verletztes Katerchen adoptiert hatten und die Tierarztkosten sich im vierstelligen Bereich beliefen und deshalb dieses Jahr einfach kein Geld mehr für Urlaub übrig war.

Sie schaute mich komisch an und meinte dann “Also in meinen Augen ist das total falsch verstandener Tierschutz. Den Kater hätte man einschläfern sollen und das Geld wäre viel besser für gesunde Katzen angelegt gewesen, anstatt dass man ein verletztes Tier teuer wieder gesund pflegt”.

Ich sagte ihr, dass der Kater ein Familienmitglied ist und wenn ich mich für eine Adoption entschieden habe und es stellt sich heraus, dass die Behandlungen langwieriger und kostspieliger sind als vorher bekannt, dann ist das eben so. Das Leben des Katers ist so viel mehr wert, als ein Urlaub.

Sie erzählte dann, dass ihre Mutter eine 10jährige Katze hätte, die angefahren worden war. Der Fuß war gebrochen. Die Tierärztin prognostizierte Kosten von ebenfalls über 1000 Euro. Die Mutter wäre aber nicht bereit gewesen, das auszugeben und hätte die Katze am liebsten eingeschläfert und sich dann “eine Neue geholt”. Doch wie durch ein Wunder wuchs der Fuss auch ohne OP wieder zusammen und die Katze durfte am Leben bleiben.

Ich kann das nicht verstehen. Wenn ich das Leben des Tieres einfach durch eine Behandlung oder Operation oder Medikamente verbessern oder retten kann, dann tue ich es. Ich rede hier nicht von qualvollem Leben ohne Hoffnung auf Besserung. Wenn mindestens 2 Tierärzte sagen, es gibt keine Hoffnung mehr, dann ist man es dem geliebten Wesen schuldig, es gehen zu lassen. Aber doch nicht bei einem Beinbruch, oder einer Schußverletzung, die behandelbar sind.

Was, wenn man so bei diesen Leuten denken würde? Die Mutter der Schulkameradin steht kurz vorm Seniorenalter. Vielleicht wird sie in 10 Jahren inkontinent, oder kann nicht mehr laufen, oder bekommt Alzheimer. Wenn man da die gleichen “Maßstäbe” ansetzen würde? Ist alt und zu nix mehr zu gebrauchen – Kostenfaktor zu hoch – die muss weg…

Wenn man seine Kinder so erzogen hat, dann sitzt man vielleicht mal schneller in einem Altersheim als man schauen kann und wird schön abgeschoben und so gut wie nie besucht… Karma is a bitch…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert