Naturfrisör Part 2

Nachdem ich so begeistert war von der Naturfriseurin, kaufte ich bei ihr das Pflanzenpulver, damit ich es diesmal selber machen konnte.

Ich mixte das Pulver mit Kamillentee, bis es ein sämiger Brei wurde und trug es auf den Haaransatz auf. Wickelte ein feuchtes, warmes Handtuch um den Kopf und eine Plastikhaube darüber. So setzte ich mich eine Weile in die Sonne und fönte ab und zu warme Luft auf meinen Kopf mit einem Fön.

Nach 2 Stunden Einwirkzeit wusch ich den Brei aus, was erstaunlich gut ging. Das Ergebnis ist zwar nicht ganz so perfekt, wie von der Friseurin, weil ich nicht alle Haare komplett erwischt habe, finde ich jetzt aber nicht weiter schlimm.

Alles in allem war es viel besser, als das Experiment mit der Pflanzenfarbe aus dem Reformhaus vor langer Zeit.

Zwar rieche ich auch heute dezent nach Heu, aber es gibt viel schlimmere Gerüche.

Das tollste an der Pflanzenfarbe ist, dass das Haar danach so schön glänzt.

Nächstes Mal lasse ich es aber vielleicht wieder von der Friseurin machen, mal schauen. Man braucht schon viel Zeit. Dafür kostet es im Selbstservice auch nur einen Bruchteil, wie im Salon. Ich glaube, ich mache es auch weiterhin selbst, auch wenn die Badewanne danach ausschaut wie sau.

Good advice

ich bin ein Mensch, der generell viel zu viel grübelt. Über alles Mögliche. Wenn Leute sich nicht auf eine Whatsapp melden, dann suche ich den Fehler bei mir. Was habe ich der oder dem denn getan, warum melden die sich nicht. Ist doch eine einfache Frage, da kann man zumindest kurz zurück schreiben. Die Leute haben “keine Zeit”. Also bitte, wer hat keine Zeit für eine Whatsapp Nachricht und wenn es nur  ein Zwischenbescheid ist “Du, ich meld mich später nochmal, muss das erst abklären”. Das wäre  zumindest höflich.

So aber, wenn gar nichts kommt, dreht sich mein Gedankenkreisel. Warum sind die Menschen so? Was haben die gegen mich? Bin ich es nicht wert, dass sie mir antworten?

Gestern las ich in einem guten Blog einen schlauen Spruch, den man bei solch müsigen Gedanken einsetzen soll: einfach mal darüber nachdenken, ob man noch atmet. Hört sich doof an, macht aber total Sinn. Einfach mal in sich reinhören, ob man noch atmet. Natürlich atmet man noch, sonst wäre man ja tot :-), aber alleine bei der “Überprüfung” der Atmung schaltet sich der Dummgedankenkreisel aus. Wenn auch nur für ein paar Sekunden.

Keine Ahnung, warum die Leute nicht antworten. Vielleicht hat es mit mir zu tun, vielleicht auch nicht. Egal, was es auch ist: scheiß drauf!

Es gibt genug Leute, die sich melden und die Zeit haben. Das sind die, die seit Jahren meine engsten Freunde sind. Auf sie konnte ich mich in allen Lebenslagen verlassen. Ich nerve sie nicht durch meine Art. Sie mögen mich genau wie ich bin und ich sie ebenso. Wir kennen uns und haben schon viel zusammen durchgestanden und erlebt. Es sind nur eine handvoll enge Freunde, aber das ist vollkommen ausreichend.

Viele flüchtige Bekannte kommen und gehen. Manche bezeichnet man eine zeitlang als Freunde, andere sind mehr Partykumpane und wieder Andere kommen nie aus dem Random People Status heraus.

Wenn man dachte, dass Menschen Freunde sind und es stellt sich heraus, dass sie nur weitläufige Bekannte sind, die sich keinen Deut um einen scheren, dann ist man  zuerst einmal enttäuscht und speziell ich suche dann immer die “Schuld” bei mir. Habe ich irgendwas falsches gesagt oder getan und sie unabsichtlich beleidigt? Habe ich sie durch irgendwas genervt? Bin ich zu nervig, anstrengend, nicht liebenswert genug, nicht aufregend genug, zu langweilig, zu stressig, zu zu zu zu zu – das alles kann man noch beliebig mit weiteren Adjektiven ausschmücken. Was ich leider auch all zu oft tue. Doch das ist mühsig. Es ist wie es ist und manchmal passt es einfach nicht. Man hat keine Wellenlänge (mehr) und man ist sich fremd geworden. Dafür kann niemand was. Vielleicht nerve ich Andere auch tatsächlich. Das ist gut möglich, doch ich will mich nicht ändern, nur um anderen Menschen zu gefallen. Ich mag mich so wie ich bin. Wenn jemand mich so nicht mag, tja, dann kann ich das nicht ändern.

Vielleicht habe ich andere enttäuscht. Vielleicht haben sie mich enttäuscht. Ent-Täuschung = das Ende einer Täuschung.

Atme ich noch? Ja, ich atme noch 🙂

 

Generation unverbindlich

ich beobachte im weitläufigen Bekanntenkreis oft, dass bestimmte Höflichkeitsformen immer mehr verkommen. Das man zum Beispiel Fragen – per Whatsapp oder Email gestellt – einfach ignoriert. Zum Beispiel: die gesamte Clique hat ausgemacht, dass man zusammen eine Party macht – irgendwann spontan, weil frühzeitig will sich niemand festlegen. Es könnte ja noch ein besseres Angebot kommen, ne geilere Party, eine vielversprechendere Einladung.Deswegen beschließt man, das Treffen lieber “spontan” zu machen – also nie. Denn immer kommt etwas anderes dazwischen. Die Anfrage “wie schaut`s nun aus wegen Freitag?” wird einfach ignoriert und beim nächsten Treffen wird so getan, als ob  nichts gewesen wäre. “Ach die Whatsapp? Hab ich gar nicht gesehen…”. Natürlich nicht.

Eine andere Bekannte ist schon seit 5 Jahren auf der Suche nach dem Traummann. Sie ist auf allen Flirtportalen vertreten. Sie hat viele Dates, doch klappen tut nie etwas. Es könnte ja noch ein besserer Typ daher kommen, einen, den sie verpasst, wenn sie sich auf nur einen festlegt. Deshalb lieber mal alle Optionen offen lassen und die, die vielleicht in Frage kommen könnten, auf die Warmhalteplatte stellen. Vielleicht kommt doch nichts mehr scheinbar besseres nach, dann kann man vielleicht auf die zurück greifen.

Unverbindliche “Freundschaften”, unverbindliche “Beziehungen”. Bloß nicht festlegen. Bloß nichts Verbindliches.

Komisch, dass es die gleichen Leute sind, die sich darüber beschweren, dass sie keine wirklich engen, guten Freunde haben, sondern nur oberflächliche “Freundschaften”, die sich im “Ernstfall” in Luft auflösen und dass sie noch immer Single sind und immer “verarscht” werden, von Typen, die sich nicht festlegen wollen. die keine feste Beziehung eingehen wollen, die sich mehrere Mädels “warm” halten…

 

Was kann ein einzelner Mensch schon tun?

Diese Diskussion hatte ich vor einiger Zeit mit einer Freundin.

SIe ist der Meinung, dass man gegen die Regierung / die Politiker /die gesamte Weltlage eher ohnmächtig ist und man eh nichts machen könne.

Ich bin da anderer Meinung. Jeder kann alleine mit seinem Verhalten viel erreichen.

Man hat das Wahlrecht und auch eine Wahlverweigerung ist ein Statement.

Jeder kann mit seinem Konsumverhalten dazu beitragen, die Auswirkung von Angebot und Nachfrage zu ändern.

Petitionen können unterschrieben werden, man kann selber Petitionen initiieren.  Man kann Organisationen unterstützen, man kann sich ehrenamtlich engagieren. Man kann demonstrieren.

Jeder Einzelne kann so viel.

Man kann bei jedem Einkauf Plastiktüten mitnehmen und den Salat und das Obst ebenfalls nochmals in Plastiktüten verpacken… man kann aber auch Stofftüten mitnehmen und sich strickt den Plastiktüten verweigern. Man kann Fleisch, Eier, Milch, Honig, Wolle, Seide und Leder konsumieren und damit das Leiden der Tiere weiter unterstützen, man kann sich dem aber auch verweigern. Alternativen gibt es genug und leben kann man ausgezeichnet ohne all diese Dinge.

Man kann sich sein Leben lang mit Banalitäten beschäftigen, wie dem Wetter, wer seinen Rasen mal wieder nicht gemäht hat, oder zu früh oder zu spät, wer zu laut Musik gehört hat, wer seine Fenster zu wenig oder zu oft putzt, wer wo wie viel verdient, wer welches Auto fährt und welche Designersachen trägt, wer wie oft Stuhlgang hat und in welcher Konsistenz, wer mit wem wo gesehen wurde, wer wann was gesagt hat, wer welche Krankheit hat, wem wann was gestohlen wurde, bei wem die Hecke schon zu lange nicht geschnitten wurde, wo Gebüsche zu wild wachsen, wer wann wo im Urlaub war und wie teuer es dort war, oder wahlweise auch zu unfreundlich, zu laut, zu voll, wo es zu dicke, zu dünne, zu kleine, zu große, zu breite, zu schmale, zu dickärschige, zu knochige ,zu haarige Menschen gab… die zuviel schwitzten, schwätzten, lästerten, schwiegen, fraßen, soffen, furzten, rülpsten etc…

Man kann sich aber auch den wirklich wichtigen Dingen widmen: das Leben genießen, sich Zeit für Familie und Freunde nehmen, tun was einen glücklich macht!