Wieder was dazu gelernt

Neulich auf einer Party:

ich kannte dort niemand. Es waren ausschließlich Bekannte meines Mannes und selbst er kannte nur 3 Leute.

Wir kamen dort an und wurden von einer älteren Frau begrüßt, die ich auf etwa Mitte bis Ende 50 schätzen würde.

Sie rauchte viel, redete viel, war etwas aufdringlich und etwas laut. Der Snob in mir stopfte sie sofort in die Schulblade “ich mag die nicht”.

Dort lag sie den halben Abend. Ich ging ihr so gut es ging aus dem Weg. Ich hörte sie von weitem über Putzmittelabende labbern und stopfte sie noch tiefer in meine Schublade.

Zu vorgerückter Stunde ergab es sich, dass sie zufällig ein Bild meines Katers auf meinem Handy sah. Sofort rief sie begeistert aus “Dein Kater sieht aus wie meiner”. Sie zeigte mir ein Bild und in der Tat glich ihr Kater dem unsrigen sehr. Sie redete und ich hörte zu. Ich erfuhr, dass sie ein sehr einsamer Mensch ist. Sie lebt alleine mit ihren Katzen. Sie leidet an einer schweren Krankheit. Sie hat nur ihre betagte Mutter. Sie hat kaum Geld, aber dafür mehrere Jobs um wenigstens etwas über die Runden zu kommen. Mit jedem Wort, das sie erzählte, nervte sie mich weniger und sie tat mir mehr und mehr leid. Sie kam raus aus der “ich mag die nicht”-Schublade.

Ich sollte aufhören, die Menschen nach ihrem Auftreten zu beurteilen. Sie ist vermutlich nur so laut und aufdringlich, weil sie denkt, dass sie so besser auf Leute zugehen kann. Sie merkt nicht, dass sie die Leute damit eher verschreckt. Wie oft merke ich nicht, dass ich aufdringlich bin und Leute verschrecke? Ich bin so oft ein überheblicher kleiner Snob und stecke Leute in Schubladen. Sie und ich werden bstimmt keine engen Freunde werden – dazu sind wir viel zu verschieden, aber wenn ich sie das nächste Mal sehe, werde ich ihr wieder aufmerksam zuhören. Ich glaube, das ist es, was sie am meisten braucht. Jemand, der ihr zuhört und sich für das interessiert, was sie zu sagen hat, auch wenn sie von Weight Watcher`s Treffen redet und darüber jammert, dass sie nicht abnimmt, während sie sich gleichzeitig einen Kuchen auf den Teller schaufelt. We are nothing but humans, born to make mistakes.

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