Der Tod

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wenn man einem geliebten Menschen zuschauen muss, wie er stirbt, dann ist das eine der traumatischsten Erfahrungen die man erleben kann. Der geliebte Mensch leidet und man kann es kaum ertragen, dies mit anzusehen. Man will ihn nicht verlieren, weiß aber doch, dass man absolut nichts dagegen machen kann und der geliebte Mensch sagt einem auch, dass er sterben will. Er hat solche Schmerzen, dass er das Leben einfach nicht mehr eträgt.

In unserer Gesellschaft ist der Tod und das Sterben tabuisiert. Niemand redet davon. Trauernde werden “gemieden”, weil niemand weiß, wie man mit ihnen umgehen soll, aber genau diesen Kontakt bräuchte man gerade in dieser Zeit. Dass Freunde fragen, wie es einem geht und wie man mit der Situation zurecht kommt hilft sehr. Es hilft auch, über den geliebten Menschen reden zu können, den man verloren hat. Mit jeder Geschichte, die man über ihn zu erzählen weiß, jeder lustigen Anekdote wird er wieder lebendig und unvergänglich.

Wenn man die baldige Präsenz des Todes spürt, dann gehen einem 1000 Dinge durch den Kopf. Banales und Tiefgreifendes. Es ist schrecklich da zu sitzen und auf den Tod zu warten, aber noch schrecklicher wäre es für mich gewesen, den geliebten Menschen in diesem Zwischenstadium zwischen Leben und Tod nicht zu begleiten, oder ihn noch lange so leiden zu sehen. Irgendwann hatte ich das Gefühl, dass der geliebte Mensch nicht mehr da war. Nur noch der Körper, die Hülle, die noch atmete, aber das Bewußtsein war nicht mehr da. Man ist so hilflos und dann hört der geliebte Mensch für immer auf zu atmen.

Zuerst funktioniert man dann automatisch. Die Ärzte müssen den Tod bestätigen, der Bestatter muss informiert werden, der Pfarrer, die Bestattungsuttensilien müssen herausgesucht werden, der Sarg, der Ablauf  der Trauerfeierlichkeiten, der Blumenschmuck, die Traueranzeige etc und man funktioniert einfach nur, wie ein Roboter. Man nimmt stoisch Beileidsbekundungen von weitläufig Bekannten entgegen, man wird in der Familie  und im engsten Freundeskreis stärker zusammengeschweißt, weil im Familienkreis jeder den gleichen Schmerz fühlt und im Freundeskreis mit einem gefühlt wird. Man umarmt sich viel, weil es einfach guttut, Menschen zu umarmen, die man lieb hat und die das Gleiche fühlen wie man selbst. Es heißt nicht umsonst “geteiltes Leid ist halbes Leid”. Es tut gut, wenn einen Freunde zur Beerdigung begleiten.

Irgendwann sind dann die Trauerfeierlichkeiten vorbei und man fällt in ein Loch der absoluten Leere. Als ob man innerlich leer ist. Es sind keine Tränen mehr da, die man weinen kann und das Herz tut einfach weh, so als ob es von irgendetwas zusammengedrückt wird. Man fragt sich, ob es dem geliebten Menschen gut geht, wo er jetzt ist und ob das, was man für ihn getan hat, genug war.

Doch dann gibt es Momente des inneren Friedens, wo der geliebte Mensch einem die Botschaft zukommen lässt “Du brauchst Dich nicht so durcheinander machen- ganz sicher nicht – alles ist gut so, wie es ist”.

Der geliebte Mensch ist jetzt in Sicherheit. In einer Dimension ohne Schmerz und ohne Leid. Er hat jetzt keine Schmerzen mehr und es geht ihm gut. Daran glaube ich ganz fest und irgendwann werde ich ihn wieder sehen, so wie ich alle geliebten Wesen dort wieder treffen werde, die schon vorausgegangen sind.

 

2 thoughts on “Der Tod

  • 7. November 2016 um 20:14
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    Dein Beitrag für mich sowohl aufwühlend wie auch eine Revue von Vergangenem. Ich hätte nie gedacht, dass ich die Kraft und den Mut aufbringen könnte, einen geliebten Menschen beim Sterben zu begleiten. Aber ich bin froh darüber es getan zu haben. Du hast es in Deinem Blog sehr gut getroffen. Man wächst über sich hinaus und bekommt eine ganz andere Sichtweise was das “Ende” bedeudet. Es bedeutetet das Vergangene loszulassen, sich an die schönen Momente zu erinnern und nach vorne zu blicken ohne zu vergessen.

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    • 7. November 2016 um 23:33
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      Hallo Katja, ja so ist es. Ich habe den Tod in den letzten 6 Jahren leider recht häufig in irgend einer Form gesehen. Zuerst ein geliebtes Tier, das für mich Familie war, dann mein geliebter Papa und vor 1,5 Jahren meine beste Freundin. Auch bei ihr war ich bis zum “Schluss” und hielt ihre Hand. Das war wichtig und wie Du schreibst wächst man über sich hinaus. Meine beste Freundin sagte “Du mußt jetzt Spaß am Leben für mich mit haben – lass es krachen”. Wenn man die Nähe des Todes gespürt hat (und ich finde man spürt das sehr deutlich), dann weiß man das Leben auch wieder mehr zu schätzen und lebt es intensiver, bewußter und man geht als stärkerer Mensch daraus hervor. Die letzten Worte meiner besten Freundin waren “ich will jetzt heim”. Sie ist nach Hause gegangen. Dort hin, wo wir uns alle wieder treffen, wenn unsere natürliche Lebensspanne zu Ende ist, wenn unsere Zeit gekommen ist. Ganz liebe Grüße Margit

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