Leben anstatt einfach nur zu existieren

Wir haben Corona. Eine relativ mildere Form. Relativ. Kopfschmerzen, Halsweh, Druck auf den Ohren, Schnupfen, Husten und insgesamt etwas belämmerter Gesamtzustand aber nix Wildes. Es wird die nächsten Tage hoffentlich wieder besser.

Wenn man daheim festsitzt und es einem eh nicht so gut geht, kommt man gerne ins Grübeln. Heute dachte ich darüber nach, ob frühere Generationen, die eine deutlich niedrigere Lebenserwartung hatten, vielleicht intensiver gelebt haben, eben weil sie um die frühere Endlichkeit ihres Daseins wussten. Der Tod war allgegenwärtig. Im Mittelalter wäre ich mit meinen 54 Jahren schon steinalt gewesen. Jetzt bin ich ein “best Ager”. Ob das mein bestes Alter ist, wage ich zu bezweifeln, aber diese Gedanken sind müßig, weil ich nicht mehr zurück kann nach 2004.

Ist ein langes Leben wirklich so erstrebenswert, oder ist es in vielen Fällen nur eine Aneinanderreihung immer gleicher Tage?

Ich habe meiner Familie und meinen Freunden schon gesagt, dass sie es ausschauen lassen sollen, wie einen Unfall, falls ich jemals zu einem “Zombie” mutieren sollte.

Aber wann habe ich mich das letzte Mal so richtig lebendig gefühlt? Es war vor sehr vielen Jahren. Es ist mindestens 5-6 Jahre her, als ich in ein Gewitter geriet und durch den heftigen Regen rannte. Vielleicht ist ein langes Leben gar nicht erstrebenswert, zumindest nicht, wenn es ein belangloses Leben ist. Aber was macht ein Leben sinnvoll? Einige würden jetzt sagen “Wenn man seinen Lebenszweck erfüllt”, aber was ist der Lebenszweck? “Glücklich sein”? Man kann nicht immer glücklich sein. So wie nicht immer die Sonne scheinen kann, ist es ein Ding der Unmöglichkeit immer glücklich zu sein. Dann zumindest Zufriedenheit? Man kann auch nicht immer zufrieden sein, es sei denn man ist der Dalai Lama oder Eckhart Tolle – oder meine Katzen. Aber selbst die sind wahrscheinlich nicht immer gleichmütig und auch mal unzufrieden. Meine Katzen sind manchmal durchaus ungehalten. Wenn die Näpfe vom Personal nicht schnell genug gefüllt werden zum Beispiel.

Was ist dann ein erstrebenswertes Leben in weitgehender Zufriedenheit? Entweder man ist “erleuchtet” und “aufgestiegen”, oder aber man ist ein eher schlichteres Gemüt. Meine Beobachtungen haben ergeben, dass sich diejenigen, die nicht die hellsten Leuchten im Kronleuchter sind, viel leichter durchs Leben bewegen. Die grübeln nie, hinterfragen nichts und Kritik prallt an ihnen ab, wie an Teflon. Selig sind die geistig Armen. Wenn das stimmt, dann haben wir bald ein ganzes Heer an Glückseligkeit, denn gefühlt verdummt die Menschheit stündlich mehr.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert