Vom lernen NEIN sagen zu können

Es gab Zeiten in meinem Leben, wo ich es für erstrebenswert hielt, dass Jeder mich mochte. Das beinhaltete auch, dass ich oft zu etwas Ja sagte, was ich gar nicht wollte. Dieses Verhalten ritt mich in so manche Sch…e. Aus den meisten Umständen kam ich wieder heraus, aber noch ist nicht alles bereinigt.

Vor einiger Zeit wurde ich konsequenter im NEIN sagen. Es fing mit der Anfrage einer weitläufigen Bekannten an. Sie ging mir mit ihrer dominanten, bestimmenden Art schon lange auf den Zeiger. Das ist wirklich so ein Mensch, wenn man ihr den kleinen Finger gibt, nimmt die nicht nur die ganze Hand, sondern alles, mit Haut und Haar. Sie kommt aus dem europäischen Ausland und kam alle paar Monate eingeflogen, wie ein Heuschreckenschwarm. Ihr letzter Aufenthalt ein paar Monate zuvor war besonders anstrengend. Nach ihrer Abreise schwor ich mir “das war das letzte Mal, dass die mich geärgert hat”. Als sie anfragte, ob wir mit ihr auf das Oktoberfest gehen (und ihr den Platz im Zelt buchen und bezahlen) sagte ich, dass ich darauf keine Lust habe. Wie erwartet hörten wir ab da nichts mehr von ihr. So wichtig waren wir ihr offensichtlich nicht, wenn wir zu nichts mehr “nütze” waren. Ich vermisse sie bis heute nicht.

Part 2 meiner Lektion im Nein sagen war, als mich eine weitere Bekannte fragte, ob ich sie fotografieren würde. Ich habe sie aber schon mehrfach fotografiert und hatte echt keine Lust dazu und habe daher abgesagt. Eine weitere Anfrage zum “knipsen” eines Junggesellinnen-Abschieds lehnte ich ebenfalls deutlich ab. Erstens “knipse” ich nicht und schon gar keine besoffenen Frauen. Das sollen die mal schön selbst mit ihren Handys dokumentieren.

Eine nähere Bekannte fragte mich, ob ich mit ihr zwei Tage wegfahren würde zu einem Lebenshof. Einen Tagesausflug hätte ich auf jeden Fall gemacht, aber ich möchte nicht zwei Tage mit Menschen weg fahren, die nicht zu meinem “Inner Circle” von engen Freunden oder Familienmitgliedern gehören. Ich habe einfach gesagt, dass ich das nicht will. Ich mag sie schon gerne, aber so gut kennen wir uns auch wieder nicht.

Und was ist passiert? NIX. Die Welt hat sich weiter gedreht. Eine Skandinavierin mag mich nun vielleicht nicht mehr und zwei Bekannte sind vielleicht enttäuscht. Nicht mein Problem. Ich kann und will nicht mehr “anderen zuliebe” etwas machen, was ich nicht will.  Das Leben ist viel zu kurz und ich habe schon viel zu viel Lebenszeit verschwendet und damit verbracht, ein Leben zu leben, das fremdbestimmt ist und nichts mit meinem wahren Ich zu tun hat. In vielen Bereichen des Lebens muss man sich unter Umständen verbiegen um nicht an zu ecken. Deshalb nehme ich mir in meinem Privatleben die Freiheit, das zu tun, was ich will. Wenn mich deswegen jemand nicht mehr oder weniger mag, so what – was juckt das mich. Ich will nicht mehr allen gefallen. Niemand kann allen gefallen und das ist auch gut so. Für jeden Menschen, der aus meinem Leben verschwand, weil es einfach nicht mehr gepasst hat, kamen andere Menschen, die besser passten. Wenn ich immer mehr Situationen und Begegnungen vermeide, die nicht zu mir passen, ziehe ich vielleicht auch die an, die wirklich zu mir passen.

NEIN ist gar nicht so schwer.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert