Heute esse ich keine Eier

Eine mir flüchtig bekannte nette Frau sass an einem Tisch, als ich vorbei lief. Sie rief mir zu “heute esse ich keine Eier”. Ich muss sie wohl angeschaut haben, wie ein Eichhörnchen wenn es blitzt und sie sagte “Du hast doch kürzlich gesehen, dass ich Eier gegessen habe und hast so entsetzt geschaut”.

Ganz ehrlich, ich kann mich an diese Szene nicht erinnern und ich sagte es ihr auch. Wenn sie weiter weg wie 3 Meter stand oder saß, hätte ich Maulwurf eh nie und nimmer erkennen können, was sie isst und selbst wenn, interessiert mich nicht, was andere auf ihrem Teller haben.

Sie sah an meinem Blick, dass ich wirklich nicht wusste, von was sie redete und erkannte selbst “Dann war es mein eigenes schlechtes Gewissen – ich sah Dich und wusste, dass Du Veganerin bist und das löste es aus”.

Allein meine Anwesenheit löst ein schlechtes Gewissen bei omnivor lebenden Menschen aus. Sie wissen, dass für die Eier männliche Küken geschreddert oder vergast wurden. Dafür reicht es schon, dass ich vorbeilaufe und vielleicht komisch kucke. Vermutlich habe ich versucht irgendwas zu entziffern, das kommt dann einem “entsetztem Gesichtsausdruck” sehr nahe.

Echt erstaunlich. Das erklärt für mich auch so Einiges. Ein ehemaliger “Freund” sagte auch einmal zu mir, dass er nicht mehr gerne mit mir Essen geht, weil es ihm ein schlechtes Gewissen einjagt, nur weil er weiss, dass ich Veganerin bin.

Bei mir ist das ähnlich beim Klamotten kaufen. Das jagt mir regelmässig ein schlechtes Gewissen ein. Auch wenn ich über 70% Second Hand kaufe, so kaufe ich doch auch ab und zu was Neues. Ich liebe die Sachen von Forever 21 (jaja, total infantil) und ASOS. Dort gibt es so tolles Zeugs. Klar würde ich viel lieber bei Fair Trade Shops wie Armed Angels einkaufen. Die Sachen sind auch schön, aber ganz einfach nicht mein Stil.  Ich bin daher wieder mehr dazu über gegangen selbst zu nähen oder alte Sachen umzunähen.

Erst kürzlich machten eine Freundin von mir und ich zusammen einen “Nähnachmittag” und aus alten Klamotten neue Lieblingsstücke. Oft reicht es auch schon, die Teile mit einer Spitzenborte zu versehen und schon sehen sie gänzlich neu aus.  Auf diese Art können auch Kleider gerettet werden, die zu kurz sind. Das passiert mir sehr oft, weil ich ellenlange Beine habe. Was bei anderen kurz über dem Knie endet ist bei mir ein “breiter Gürtel”. ASOS hat genau zu diesem Zweck die Tall Collection. Was ich super finde, weil dann auch Kleider und Hosen für mich lang genug sind und nicht “hochwassermässig”. Ich kaufe viel seltener Kleider als früher und wenn, dann muss ich wirklich begeistert von ihnen sein, oder es sind mega herabgesetzte Schnäppchen, die über 70% im Sale reduziert sind.  Dafür habe ich echt ein Händchen. So wie andere Leute riechen können, dass bald Schnee kommt, so “rieche” ich Schnäppchen. Als ob ich einen 7ten Sinn dafür hätte. Dann juckt es mich in den Fingern und ich gehe zielstrebig in einen Laden und Voila, das Kleid, das ich seit Monaten beobachte (und das tue ich wirklich!) ist von € 50 auf € 20 heruntergesetzt. Das Elfenkleid von Little Mistress, dass ich mir erst diese Woche “gegönnt” habe, war auch so ein Fall. es war von € 80 auf € 30 herunter gesetzt und ich konnte nicht widerstehen, auch wenn ich es echt nicht “gebraucht” hätte. Trotzdem weiss ich natürlich, dass die meisten Klamotten unter üblen Bedingungen für die Arbeiterinnen hergestellt werden und da ist es gleich, ob ich bei Kik, Primark oder “besser angesehenen” Läden kaufe. Genäht wird oftmals in exakt den gleichen Fabriken, nur die Gewinnspanne ist höher. Selbst manche Designer lassen dort fertigen, haben dann eben eine exorbitant höhere Gewinnspanne als die sogenannten Billigläden.

Ich suchte kürzlich nach einer veganen Alternative zu einer wirklich warmen Winterjacke. Die gibt es natürlich. Auch sehr schön. Doch kann ich es mir echt nicht leisten, über 300€ für eine Winterjacke aus zu geben. Dann trage ich lieber meine nicht so warmen Modelle auf und ziehe eben mehrere Schichten Pullover drunter. So kalt wie die letzten Wochen ist es ja eh selten in unseren Breitengraden und das gab es auch schon Jahre nicht mehr, dass es so eisig war. Bei Schuhen ist es ähnlich. Sowie sie vegan UND Fair Trade sind, kommt ein Aufschlag von gefühlten 300% dazu. Ich habe zum Glück vegane Winterschuhe, die wirklich super sind. Die waren auch nicht billig, aber mit knapp um die 100€ doch noch erschwinglich.

Der Verbraucher, der versucht, fair und ohne Tierleid einzukaufen, merkt das schwer am Geldbeutel. Bei Lebensmittel geht es noch, wenn man die Fleischersatzprodukte weg lässt, aber es fängt schon beim Biogemüse an. Klar ist es teurer, das sehe ich ja ein, aber wenn ich ab und zu was im hiesigen Biomarkt einkaufe und nur 2-3 Artikel auf das Band lege, erschrecke ich regelmäßig, wenn die Kassiererin sagt “das macht dann 25,90€”. Tierleidfreie, faire Bioprodukte sollten subventioniert und gefördert werden und nicht Fleisch und Milch.

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