Mein coming out: Ich bin eine Kulturbanausin

ja, jetzt ist es raus! Ich bin wirklich eine Kulturbanausin. Ich wohne in einem Gebiet, wo Kultur sehr groß geschrieben wird und auch stark gefördert wird. Meine Freunde besuchen gerade oft Freilichtaufführungen und Theaterstücke. Doch ich nicht. Für mich wäre ein Musical an Folter grenzend. Ich mag es nicht, wenn die anfangen zu singen. Ich hatte beim neuesten StarWars Film größte Bedenken, weil er von Disney produziert wurde. Ich sah schon eine Tanzchoreografie mit singenden Stormtrooper auf mich zukommen. Zum Glück bewahrheiteten sich meine Befürchtungen nicht.

Egal wie gut gemacht ein Theaterstück ist, es kommt für mich nie an einen Film heran. Theater hat für mich etwas sehr Antiquiertes. Ich bin weit entfernt davon, eine Cineastin zu sein – vor allem in Bezug auf Kunstfilme oder Literaturverfilmungen – dennoch ist es mein bevorzugtes Entertainment. Ich würde einen Film immer einer Theateraufführung vorziehen.

Meine verstorbene beste Freundin war Theaterfan und ich bin ihr zuliebe oft mit gegangen. Ich habe ihr nie gesagt, dass ich dem Ganzen recht wenig abgewinnen kann. So schauten wir “Ein Sommernachtstraum”, “Evita”, Bram Stoker`s Dracula” (fürchterlich inszeniert!!!), “Tanz der Vampire”, “Pippy Langstrumpf”, “Der widerspenstigen Zähmung”, “Evita” und “Der Name der Rose”. Letzteres hat mich noch am meisten beeindruckt. Dennoch fand ich den Film um Welten besser. Wir wollten immer noch “Romeo und Julia” schauen, aber das war uns nicht mehr vergönnt. Wir waren damals im Kino in dem Film mit Claire Danes und Leonardo di Caprio und fanden ihn restlos toll.  Ich fürchte, eine auch noch so gute Darbietung hätte mich nicht so begeistern können. Den Film “10 Dinge, die ich an Dir hasse” mag ich auch viel mehr, als das “Original”. Shakespeare hätte sich vermutlich im Grab umgedreht, aber ich finde den Film, der in der Gegenwart spielt, besser und einfach zeitgemäßer.

Filme können mich tief berühren. Der letzte Film, der mich gänzlich in seinen Bann zog, war “Die Bücherdiebin”. Verzaubert war ich von “Die fabelhafte Welt der Amelie” und “Chocolat”. Seit meiner frühen Kindheit liebe ich die Filme “Ist das Leben nicht schön” und “Mein Freund Harvey”. Zum Schreien komisch finde ich den französischen Film “Willkommen bei den Schtiis”. Als ich ihn das erste Mal sah, habe ich im Kino so gelacht, dass die anderen Zuschauer leicht irritiert von meinem Gelächter waren. Beinahe auswendig kenne ich die Texte von “Zurück in die Zukunft”, “Das Leben des Brian” (ich finde die deutsche Synchronfassung tausendfach besser als das Original und das ist schon Weltklasse) und “Die Glücksritter”, sowie “Ghostbusters 1” und “Men in Black 1”.

Mein Verständnis von Kunst und Kultur sind gut gemachte Filme und Serien. “Game of Thrones”, “Breaking Bad”, “Mr. Robot” und “Sense 8”. Das ist für mich “wahre Kunst”.

Eine Oper oder Operette wäre für mich ebenso schwer zu ertragen wie ein Musical. Ich mag aber auch Live-Konzerte nicht besonders. Klassik kann ich hören, aber vom Hocker haut es mich nicht. Körperliche Schmerzen verursachen bei mir Musikrichtungen wie Schlager, Volksmusik und progressive Rock und alles, was “stark zirpende Gitarren” beinhaltet. Es ist echt keine Übertreibung. Schon als Kind wurde mir beim Anhören von Volksmusik und Schlager übel und das ist bis heute so geblieben. Progressive Rock und die zirpenden Gitarren verursachen Kopfschmerzen und machen mich aggressiv. Ich bin ein Fan von trivialen, eingängigen Melodien. Gerne etwas Bass-lastig. Mein Lieblingslied seit über 20 Jahren ist “Lithium” von Nirvana. Die beliebtesten Lieder der letzten 15 Jahre sind “Get Busy” (Sean Paul), “In da Club” (50 Cent), “Memories” und “Sexy bitch” (David Guetta), “Every me, every you”(Placebo),”Haus am See” (Peter Fox) “In the end” (Linkin Park), “Meine Soldaten” (Maxim) und “Augenbling” (Seed).

Mein Lieblingsautor ist Andreas Eschbach, gefolgt von David Safier und Tommy Jaud. Ich mag die ersten beiden “Hartmut und ich” Romane (die weiteren Teile mochte ich überhaupt nicht) von Oliver Uschmann und ich finde einen Großteil der Romane von Paolo Coelho ganz gut.

Mit den meisten “Kunstwerken” kann ich nichts anfangen und ich kann die Putzfrau die damals die Badewanne im Museum gereinigt hat und den verschimmelten Käse aus dem Eck entfernt hat, sehr gut verstehen. Oft fragt man sich doch insgeheim wirklich “Ist das Kunst, oder kann das entsorgt werden?”.  Es gibt aber durchaus Gemälde und Skulpturen, die etwas in mir auslösen. Die etwas “Göttliches” an sich haben. Egal ob ein Bild, eine Fotografie, oder ein Gebilde. Es gibt diese echten Kunstwerke, die einen staunend davor stehen lassen. Sogar komplette Kunstbanausinnen wie ich eine bin, können von Kunst fasziniert sein. Mein absolutes Lieblingsgemälde ist “Wolf und Schaf” von M. M. Prechtl. Ich habe es als Kunstdruck Zuhause hängen. Ich finde beinahe alles faszinierend, was älter als 2000 Jahre alt ist. Ich bin vielleicht doch kein ganz hoffnungsloser Fall. Aber wer sagt denn, was kulturell ist und kunstvoll. Wer bestimmt, was “echte” Literatur ist, was eine gelungene Inszenierung, Was ein anspruchsvoller Film oder ein “guter” Musikgeschmack.  Was für den einen Kunst ist, ist für den anderen Krempel. Was jemandem einen Hochgenuss beschert, ist für eine andere Person eine Qual. Ich finde dieses Bewerten komplett überflüssig. Es ist absolut subjektiv und genau deshalb bin ich gerne eine Kulturbanausin und stehe dazu.

 

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