Warum ich lange Zeit nicht mehr zum Friseur ging:

Welche Frau wurde noch nie von einem Friseur verschandelt? Nach Recherchen im Freundes, Kollegen und Bekanntenkreis wohl nur ein winzigen Bruchteil der weiblichen Bevölkerung. Die meisten Leidensgenossinnen kamen mindestens einmal heulend von einem Friseurbesuch nach Hause und können ganze Arien davon singen.

Egal ob es der extrateure Stylist war, oder die Salonbesitzerin, bis hin zum mobilen Frisurenservice – letztendlich überwiegen doch die negativen Erfahrungen und die Suche nach einem Friseur, dem man wirklich vertrauen kann gleicht einer endlosen Odyssee!

Als ich klein war, wollte meine Mutter immer, dass ich ganz kurze Haare hatte. Wahrscheinlich kommt daher mein Langhaartick. Jedenfalls endete jeder Friseurbesuch meiner Kindheit mit tagelangem Frust und nicht enden wollenden Weinkrämpfen.

Später in der Pubertät wurde es nicht besser und erst mit 17 ließ ich mir dann endlich langes Wallehaar wachsen und war sehr glücklich damit. Zumindest bis ich mit 18 zu einem der angesagtesten Trendfriseure der Stadt ging, um die Spitzen schneiden zu lassen. Als die Angestellte dort mit mir fertig war, war mein Haar um  30cm kürzer und mein Entsetzen kommentierte die untalentierte Haarkünstlerin nur mit den Worten “die waren splissig”. Ich habe noch nie 30cm langen Spliss gesehen, aber damals war ich zu schüchtern – heute würde ich sie so was von zur Schnecke machen.

Das Paradoxe an Haaren ist, dass sie irgendwie das Gegenteil von dem zu machen scheinen, was man von ihnen erwartet. Wenn man sich sehnsüchtig lange Haare wünscht, dann wachsen sie in Zeitlupentempo, wenn man sie allerdings kurz haben möchte, dann scheinen sie wie verrückt zu wachsen. So dauerte es Jahre, bis sie wieder die entsprechende und heiß ersehnte Länge hatten.

Irgendwann überkommt frau dann von Zeit zu Zeit der Rappel auf Veränderung und so wollte ich ein paar helle Strähnchen in meine Haare. Doch die Coiffeurin zauberte mir einen kompletten Blondschopf und kompensierte es erschreckt gleich wieder mit dunkleren Strähnen – was die Haarstruktur nicht gerade verbesserte. So erforderte es wieder monatelange, aufwendige Pflege, um die Haare wieder einigermaßen gesund zu kurieren.

Einmal lies ich mich von ihr zu einem Pony überreden und musste danach wochenlang Haarspangen tragen, weil mir der Pony absolut nicht stand und ich damit aussah wie ein Trottel.

Unvergesslich blieb auch der Besuch bei eben dieser Friseurmeisterin zusammen mit einer Freundin, als wir geschlagene 12 Stunden dort verbrachten. Es traf nicht mich, sondern die Freundin … während meine Haare nur geschnitten wurden, wollte sie Ihre Haare aschblond gefärbt haben und hatte sich aus der Farbskala der Friseurin einen Ton herausgesucht. Die Friseurmeisterin gab ihrer Auszubildenden Instruktionen und diese färbte die Haare.

Als nach stundenlanger Einwirkzeit die Farbe herunter gewaschen wurde, waren die Haare oben Orange und unten hatten sie ein fades grau-schwarz . Die Friseurmeisterin meinte daraufhin “ha, das sieht doch schön aus, ist mal was anderes” – erst als wir ihr unmissverständlich klar gemacht hatten, dass meine Freundin den Salon so auf keinen Fall verlassen wird, geschweige denn dafür auch noch was zahlen wird, war sie widerwillig bereit, die Haare nochmals zu färben. Aber anstatt sich diesmal selber darum zu kümmern, ließ sie wieder die Auszubildende vor sich hinwursteln. Nach der Einwirkzeit waren die Haare dann bis zu den Ohren lila und die langen Spitzen ebenfalls wieder grauschwarz und auch diesmal versuchte die Salonbesitzerin, das fürchterliche Ergebnis schön zu reden, was wir aber wieder strikt ablehnten. Meine Freundin war schon stark den Tränen nahe und war einfach zu geschockt um noch irgendwas zu sagen.

Letztendlich nach mehreren Versuchen waren die Haare  dann in dem gewünschten aschblond und der Streit begann um die schwindelerregend hohe Summe für diese “Kunst”. Denn die Dame der Schere wollte für alle Färbungen den vollen Preis , den schließlich hätte sie für diese Frisur soviel Farbe verbraucht und soviel Zeit. Es erübrigt sich wohl zu erwähnen, dass wir diesen Salon nie mehr betreten haben.

Erst vor Kurzem hatte ich nun wieder eine sehr unliebsame Begegnung mit einer anderen Friseurmeisterin.

Bis dahin war sie seit fast 2 Jahren für meine Haare zuständig und ich vertraute ihr, doch das war innerhalb kürzester Zeit komplett dahin.

Ich hatte ihr von Anfang an eingetrichtert, wie sehr ich an meinen langen Haaren hänge und dass sie nichts tun soll, was ihnen schaden könnte und dass sie die Spitzen maximal im Millimeterbereich schneiden darf, jedoch niemals mehr als allerhöchstens 1cm. Sie hielt sich auch strikt daran, bis zum letzten Termin.

Ich wollte meine naturbraunen Haare hellbraun / dunkelblond aufgehellt haben und fragte sie als Expertin, ob mein Haar dies verkraften würde. Sie antwortete mir, dass meine Haare kerngesund seien und eine Färbung bestens verkraften würden.

Als die 1,5 Stunden Einwirkzeit um waren, sah ich mit Grauen, dass der Ansatz pumuklorange war. Sie meinte dann, dies läge nur an den Lichtverhältnissen und an dem getönten Spiegel, aber ich sah sehr wohl, dass es daran ganz sicher nicht lag.

Sie sah es dann letztendlich selber ein und färbte den Ansatz erneut. Das Ergebnis war wiederum ein etwas abgeschwächteres karottengelb. Sie sagte dann, ich solle ein Silbershampoo kaufen und meine Haare mehrmals damit waschen und als sie die Haare föhnte, bemerkte sie, dass sie froh wäre, dass meine Haare nicht kaputt wären, denn das hätte sie zwischendurch schwer befürchtet. Sie entließ mich letztendlich mit den Worten “Du wirst Dich schon noch an die Farbe gewöhnen” und kassierte den vollen Betrag. Als ich dann 4x selber mit hellbraun drüber gefärbt hatte, war der Kupferstich endlich größtenteils verschwunden und ich war wieder einigermaßen tageslichttauglich.

Nicht schlimm genug, dass Friseure grundsätzlich ein komplett anderes Maßsystem wie das metrische System haben – 2cm sind unter dieser Gilde dann variierend zwischen 10 und bis zu 30cm – nein, man muss sich auch noch deren Lebensgeschichten, dramatische Vorkommnisse von allen Salonangestellten und sogar die – im wahrsten Sinne des Wortes – haarsträubenden Stories über andere Kundinnen und deren Verwandte und Bekannte anhören und dafür auch noch horrende Preise zahlen.

Ganz unhöflich wird es, wenn die Angestellten nebenher noch rauchen und einem fast die Haare abflammen, oder ungefragt die Haare komplett gegen den persönlichen Stil föhnen, was zudem von wenig Professionalität zeugt.

Die meisten Friseurinnen und Friseure sind sowieso meist ähnlich gestrickt und das Klischee von der typischen Friseuse hat schon oft einen wahren Kern. Meist etwas naiv, mit schwerem Hang zur Esoterik, klatschsüchtig und meistens nicht fähig, ihr eigenes Leben richtig in den Griff zu bekommen und sie sind Weltmeister darin, dramatische, furchtbare Geschichten zu erzählen, die einen garantiert runterziehen, egal wie gut man vorher drauf war – mit Vorliebe von tödlichen Unfällen oder sonstigen tragischen Geschehnissen, oder auch die Plauderein über intime Details irgendwelcher Mitmenschen, die man sowieso nicht kennt und auch nicht hören will. Diese Bilder aus meinem Kopf!

Manch einer mag nun denken “eine verpfuschte Frisur, was soll`s, Haare wachsen wieder”. Natürlich gibt es weltbewegendere Dinge wie einen verkorksten Haarschnitt oder einen verfärbten Schopf, aber dennoch sind Haare, speziell für Frauen, sehr wichtig für das Wohlbefinden und Selbstvertrauen. Haare können verschönern oder entstellen! Nicht umsonst gibt es Lieder wie “mein Baby war beim Friseur und jetzt gefällt sie mir nicht mehr”…

Jeder kennt bestimmt viele “Vorher / Nachher” Geschichten aus dem Bekanntenkreis und dabei sicher mehr negative Beispiele…

Eine Bekannte hatte früher wunderschönes, dickes langes Haar und ich beneidete sie oft insgeheim darum. Als sie ihr erstes Kind bekam, glaubte sie, sich eine “praktische Kurzhaarfrisur” zulegen zu müssen um ihrem Alter und Status als Mutter gerecht zu werden.

Sie war damals Anfang 30 und sah immer sehr jugendlich aus, aber mit dem neuen Haarschnitt sah sie locker mehr als 10 Jahre älter und total bieder aus.

Trotz des immer noch unverändert hübschen Gesichts, das sie nach wie vor hat, war sie wirklich entstellt.

Ich traf sie auf einem Sommerfest und sie fragte, wie ich ihre neue Frisur fände und ich sagte offen und ehrlich was ich dachte: “vorher war es 1000x besser” und sie fing an zu weinen und mir tat meine Offenheit leid und ich entschuldigte mich, aber sie meinte unter Tränen, dass ich die Einzige gewesen wäre, die ihr die Wahrheit gesagt hätte und dass sie es selber auch so empfinden würde. Als die Haare dann ein paar Monate später wenigstens wieder schulterlang waren, sah sie wieder richtig hübsch aus.

Man sollte sich niemals von irgendjemand einreden lassen, ab einem gewissen Alter müsse man seine langen Haare opfern! Auch ältere Frauen sehen mit langen Haaren noch immer phantastisch aus. Man denke nur an Frauen wie Elle McPherson, Ornella Mutti, Cheryl Crowe, Sharon Stone, Demi Moore, Andie Mc Dowell, die noch immer um Welten besser ausschauen wie viele 20Jährigen und mit Sicherheit auch noch im hohen Alter Schönheiten sein werden.

Das soll natürlich nicht heißen, dass Frauen generell keine Kurzhaarschnitte tragen sollten, aber wenn, dann sollte der Schnitt zur Kopfform und zum Typ passen, ansonsten sieht es einfach nur schrecklich aus und ein guter Friseur sollte dies erkennen und auch entsprechend beraten können, dann wäre so manches Desaster vermeidbar.

Dasselbe gilt natürlich auch für lange Haare, die nicht zum Typ und / oder Kopfform der Trägerin passen, oder Haaren im Allgemeinen, die ungepflegt, verfärbt, total splissig und einfach unschön ausschauen, oder als ob Piepmätze darin nisten würden.

Trotz all der überwiegend negativen Erfahrungen mit der Berufsgruppe der Friseure, muss ich zugeben, dass ich einer Dorfriseurin aus dem Nachbarort neugewonnenes Selbstvertrauen verdankte, als ich gerade 17 war.

Mit 15 war ich, wie schon erwähnt, noch unter der Fuchtel meiner Mutter, die kurzes Haar favorisierte und so trug ich das Haar unvorteilhaft bis zu den Ohren abgestuft.

Mit 16 rebellierte ich jedoch und ließ das Haar wachsen und als es überschulterlang war, ging ich zu besagter Friseurin und sie machte mir wahre Traumlocken in meine glatten Schnittlauchhaare. Damals hatte noch niemand was vom Sleeklook gehört und Locken waren das Nonplusultra und so wurde aus einem schlaksigen, viel zu großen Mädchen mit abstehenden Ohren ein südländisch aussehender Teenager mit rassiger Lockenpracht, was damals mein Selbstwertgefühl wirklich enorm erhöhte.

Dies blieb aber eine der wenigen guten Erfahrungen unter sehr sehr vielen Negativen, denn schon die nächste Friseurin schnitt mir ein Jahr später eben diese Traumlocken wieder um gute 30cm ab, als sie, wie erzählt, die Spitzen schneiden sollte…und das Martyrium begann und hat sich über viele Jahre fortgesetzt, bis ich endlich einen vertrauenswürdigen Friseur fand.

Er wurde mir von einem Kollegen und einer Kollegin empfohlen und zuerst wollte ich dort gar nicht so recht hin, weil der Figaro mich beim ersten Termin gleich versetzt hatte und ich nur einen Zettel an der Salontüre vorfand mit den Worten “heute aus persönlichen Gründen geschlossen”, aber ich ging dennoch ein zweites Mal hin und es hat sich gelohnt.

Als ich  nach kurzer Wartezeit an der Reihe war, fragte er mich, wie ich mir meinen Schnitt vorstellen würde und ich zeigte ihm ein Bild mit meiner Wunschfrisur und er meinte, das wäre gar kein Problem für ihn, meine Haare so hinzu bekommen.

Ich erzählte ihm dann noch von meinen Fiaskos mit seinen weiblichen Kolleginnen und er hörte mir geduldig und aufmerksam zu und erklärte mir dann im Detail, was die Kolleginnen falsch gemacht hatten und dass ich mir niemals einreden lassen solle, das es an meinem Haar gelegen hätte. Dies sind immer Fehler in der Farbauswahl oder Einwirkzeit.

Dann färbte er mein gesträhntes Haar in meinem Naturhaarton mit den Worten “jetzt befreien wir Dich von diesem Tussenblond, das nicht zu Deinem Typ passt”.

Als er fertig war, föhnte er das Haar kurz an, damit ich sah, wie die Farbe in trockenem Zustand aussieht und wir beschlossen beide, dass noch Highlights gesetzt werden müssen.

Ich befürchtete schon, dass das  – wie ich es zuvor gewohnt war – wieder Stunden dauern würde, aber er meinte nur “die sind in 10 Minuten gesträhnt” und tatsächlich war es so. Mit Einwirkzeit waren die Strähnchen in nur 30 Minuten fertig und er meinte “länger dauert das nur bei denen, die es nicht richtig können”. Er benutzte auch keine Alufolie oder sonstigen Küchenutensilien, sondern eine Art Fächer in die er die Haare hineinlegte und strähnte.

Als Gesprächsthemen kamen auch nicht die üblichen Friseusenthemen zutage, die ich von seinen Vorgängerinnen gewohnt war , sondern wir hielten Smalltalk über Filme, Schauspieler und Katzen. Dies war auf jeden Fall angenehmer, als Sexgeschichten von Auszubildenden zu hören, oder tragische Ereignisse detailgetreu erzählt zu bekommen.

Als Geheimtipp verriet er mir noch den ultimativen Test, wie man einen guten Friseur erkennt: wenn sie einem nicht in den Haaren rumwühlen solange man ihnen erzählt, auf was man wert legt und was man haben möchte.

Im Rückblick betrachtet muss ich leider feststellen, dass er absolut recht hatte – alle wirklich alle Friseurinnen, bei denen ich vorher war, haben immer in meinen Haaren rumgespielt. Angeblich um die Haarstruktur zu testen, was absoluter Blödsinn ist, weil man die Haarstruktur erstens auch so erkennen kann und zweitens die Kunden sowieso meist Pflegeprodukte im Haar haben und drittens und das ist das wichtigste Kriterium: sie nur mit den Haaren spielen, weil sie keine Ahnung haben, was sie sonst tun sollen und weil sie den Kunden nicht richtig zuhören und daher gelangweilt in den Haaren rumwursteln.

Zum Abschluss schnitt er meine Haare in großzügige Stufen und ließ mich dann die Haare selber föhnen und korrigierte mich dabei und gab mir Tipps, wie ich besonders viel Volumen ins Haar bringen konnte und wie ich die Haare am besten schonen konnte.

Der Preis seiner Leistung war erschreckend hoch, aber das war es wert, da ich auch nichts gespart habe, wenn ich meine Haare in die Hände von Dilettantinnen gebe und dabei ein paar Euro weniger zahlen müsste.

Es war das erste Mal seit vielen Jahren, dass ich aus dem Laden ging und mich schön fühlte. Ich musste nicht sofort heim, um die Haare zu waschen und zu versuchen, das Beste aus der Situation zu machen wie sonst immer.

Leider versetzte er mich immer wieder. Nach dem vierten Termin hatte ich es satt, dort anzukommen und eine Notiz vorzufinden, dass mein Friseur aus „persönlichen Gründen” nicht im Salon sein könne. Was nützt mir ein noch so guter Friseur, wenn er unzuverlässig ist und jeden zweiten Termin nicht einhält? Ich mag unzuverlässige Menschen nicht. Wenn ich sage, dass er mich doch bitte kurz benachrichtigen solle, falls der Termin aus welchen Gründen auch immer nicht stattfinden kann, dann lasse ich das zweimal durchgehen, aber keinesfalls ein drittes Mal.

An meinem letzten runden Geburtstag bekam ich von lieben Freunden/Kollegen einen Gutschein über einen hohen Betrag geschenkt. Für abends hatte ich zur Feier des Tages alle Verwandten und Freunde eingeladen. Ich wollte extra gut aussehen und hatte einen Termin bei dem „In“-Friseur der Stadt ausgemacht, der mich für diesen speziellen Tag verschönern sollte.

Ich kam dort mit meiner Cousine zusammen an, die ebenfalls gleichzeitig einen Termin hatte. Eine Friseuse mit ungepflegten schwarzen Haaren fragte mich, wie ich die Haare gerne hätte. Ihr Erscheinungsbild gefiel mir bereits nicht, aber ich dachte, vielleicht täuschte der erste Eindruck. Ich sagte ihr, dass ich meine gesträhnten Haare gerne wieder in einem einheitlichen Hellbraun/Mittelbraun hätte, damit ich das Problem mit dem „Ansatz nachfärben“ endlich los wäre. Sie meinte dann, mein in natura hellbraunes Haar hätte zu viele Rotpigmente und könnte daher nicht heller, sondern nur dunkler gefärbt werden, am besten in Rotbraun. Ich sagte ihr, dass ich meine Rotphase schon in den 90ern hatte und nun wirklich nicht mehr auf Rot stehen würde. Daraufhin holte sie den Chef, der mir nochmals die Aussage der Angestellten bestätigte und mir ungefragt auch noch eröffnete, dass die Farbe Hellbraun eh voll fade wäre und mir schwarze Haare viel besser stehen würden. Ich sagte ihm klipp und klar, dass ich keine schwarzen Haare und auch ganz sicher keine roten Haare haben möchte, sondern dass ich rote Haare an mir nicht ausstehen könne. Fatalerweise kam gerade in diesem Augenblick eine Mutter mit zwei Rotschöpfen zur Tür herein, die mich alle drei giftig anschauten.

Letztendlich stimmte ich dem Kompromiss zu, die Haare mittelbraun zu tönen. Als er das nasse Haar durchkämmte, wusste ich schon, dass das auf gar keinen Fall ein mittelbraun war. Es war vielmehr ein sattes Dunkelbraun – oder eher schwarzbraun ist die Haselnuss.

Ich war zu geschockt und die Zeit war zu knapp, um hier noch etwas wiedergutzumachen. Er nahm den Gutschein und meinte, das stimme dann so, der Betrag würde genau passen. Ich sagte ihm, dass das nicht sein könne. Er erwiderte, dass ich ja nochmals zu einer kostenlosen Kopfmassage kommen könne. Das konnte er sich getrost in die Haare schmieren. Ich werde diesen Wucherladen garantiert nie wieder betreten. Meiner Cousine war es etwas besser ergangen, aber auch ihre Haare sahen hinten aus wie von Ratten angenagt.

Wenn nicht schon zu Hause die Gäste gewartet hätten, hätte ich dem guten Mann ordentlich die Meinung gesagt und auf Nachbesserung bestanden. So ging ich mit halbnassen Haaren und einer Stinkwut im Bauch nach Hause.

Vielleicht geht es anderen Frauen auch so. Bei runden Geburtstagen ist man empfindlich. Plötzlich steht eine andere Zahl vorn und man fühlt sich älter. Gerade dann wäre es wichtig und toll gewesen, wenn ich einen guten Friseur gehabt hätte, der meine Haare schön in Szene gesetzt hätte. Stattdessen sah ich aus wie Pechmarie und hatte nicht einmal mehr Zeit, die Haare zu waschen. So fühlte ich mich den ganzen Abend mehr als unwohl und nicht sehr attraktiv mit diesen dunklen Haaren, die mir so gar nicht standen. Glücklicherweise wusch sich die Farbe innerhalb von zwei Wochen wieder komplett aus.

Vor ein paar Jahren suchte ich eine Stylistin für meine Hochzeitsfrisur und wurde in den Gelben Seiten fündig. Wir vereinbarten eine Probefrisur und eine gepflegte Mittfünfzigerin kam zu uns nach Hause. Ich hatte sehr konkrete Vorstellungen bezüglich Make-up und Frisur und hatte entsprechendes Bildmaterial aus der einschlägigen Presse ausgeschnitten. Stutzig wurde ich schon, als sie noch niemals was vom Nude-Look gehört hatte. Trotzdem hatte ich noch Hoffnung und ließ sie meine Haare frisieren. Sie brannte mich dann auch gleich in den ersten fünf Minuten mit dem Lockenstab. Das wäre nicht weiter schlimm gewesen und kann schon mal vorkommen, aber sie stritt es ab und behauptete, dass sie mich gar nicht mit dem Stab berührt hätte. Meine Wange war innerhalb kürzester Zeit knallrot. Sie versuchte ihr Mißgeschick mit Rouge zu kompensieren. Ich sah aus wie Winnetous Schwester auf dem Kriegspfad. Sie puderte dann nochmals heller drüber, doch es wurde natürlich nicht besser.

Anstatt der Hochsteckfrisur, die ich wollte, machte sie mir einen Altweiberdutt. Ich sah folglich aus wie eine Gouvernante aus dem 18. Jahrhundert. Dass wir nicht ins Geschäft kommen würden, zeichnete sich schnell ab, zumal die Frau auch nicht sehr freundlich war.

So ging die Suche weiter und ich probierte den nächsten Salon aus. Dort war die Friseurmeisterin eine junge, dynamisch erscheinende Frau Mitte zwanzig.

Ich sagte ihr, dass ich in meine rehbraunen Haare ein paar Highlights am Oberkopf haben möchte, die Haare sollen ohne jeglichen Hauch eines Dutts leicht nach hinten gestylt werden, so dass der Schleier gut befestigt werden könne. Als Make-up-Vorlage hatte ich ein Bild dabei, auf dem der Schwerpunkt auf den Augen lag. Alles war in warmen Brauntönen gehalten und der Rest sehr natürlich geschminkt, auch die Lippen.

Sie strähnte meine Haare. Als sie fertig war, hatte ich blonde Haare mit ein paar hellbraunen Strähnen. Es sah nicht mal schlecht aus. Wir beließen die Farbe daher, wie sie war, und sie schminkte mich. Das Make-up war so unvorteilhaft, dass meine rehbraunen Augen sehr kalt und starr wirkten. Ich sah aus wie ein Cyborg. Das Rouge war bis zu den Augenbrauen hochgezogen, die Lippen hatte sie in einem Gold-Orange-Gemisch geschminkt. Diese Farbe harmonisierte nicht im Mindesten mit meinem Hautton. Als ich nach Hause kam, fragte mein damaliger Verlobter: „Wie hat die dich denn entstellt?” Genauso kam ich mir auch vor. Eines muss ich ihr allerdings lassen: Die Haare waren nicht ganz schlecht, auch nicht überragend gut, aber besser als ein Dutt. Sie versprach mir, dass sie sich an der Hochzeit mehr Mühe geben und es besser machen würde. Dieses Versprechen hielt sie leider nicht.

An unserem Hochzeitstag steckte sie meine Haare mit einem Haarteil hoch und setzte zum Schluss den Schleier ins Haar. Es sah sehr schön aus, doch leider war es mehr schlecht als recht festgesteckt. Sie hatte viel zu wenig Nadeln verwendet. So löste sich die Pracht schon während des Fotoshootings. Wir steckten es gemeinsam mit dem Fotografen wieder notdürftig zusammen, bis die Fotos im Kasten waren. Während der Trauungszeremonie löste sich alles erneut. Meine Freundinnen steckten das Haarteil dann auf dem WC vom Standesamt so fest, dass nichts mehr passieren konnte, und das hielt auch den ganzen Tag.

Am Dienstag nach der Trauung ging ich noch mal in den Salon und sagte ihr nett und höflich, aber bestimmt, was passiert war. Sie gab dem Schleier und meinem Haar die Schuld. Daraufhin wurde ich wütend und sagte ihr vor ihren Angestellten und Kundinnen gehörig meine Meinung. Ich brachte klar und deutlich zum Ausdruck, dass es einzig und allein an ihrer schlechten Arbeit lag und an sonst gar nichts. Meine Freundinnen könnten das besser als sie. Sie war, glaube ich, sehr erleichtert, als ich den Laden endlich verließ.

Wohlgemerkt war ich jedes Mal nicht bei einem Azubi oder bei irgendeiner Hausfrau, die schon zig Jahre aus dem Beruf war, sondern ausschließlich bei Damen und Herren mit Meisterbrief.

Einmal ging ich mutig in den nächst besten Salon, den ich gegenüber eines Kinos entdeckte. Eigentlich hätte ich sofort wieder umdrehen sollen, denn der erste Eindruck von der Salonbesitzerin war denkbar schlecht. Eine sehr ungepflegte Frau mit Dauerwellen (und es waren keine modernen Beach Waves!!!) und ungewaschenen Haaren. Sie sagte mir,sie müsse meine Haare um mindestens 40cm abschneiden, weil ich Spliss hätte bis zum Haaransatz. Außerdem wären meine Haare total grünstichig und jeder, der mich von hinten sehen würde, würde sofort denken, dass ich komplett scheußliche Haare hätte.

Ich ging so schnell ich konnte aus dem Laden. Das seltsame Wesen durfte meine Haare nicht einmal anfassen!

Dieses Erlebnis nahm mir fast den Mut, aber ich gab nicht auf. Ich ließ mir beim ersten Friseur, den ich im Branchenbuch fand, einen Termin geben.

Schon 2 Tage später stand ich ziemlich nervös dort. Eine sehr nett ausschauende Friseurin in meinem Alter hörte sich mein Anliegen genau an und beriet mich mit der Farbe und mit Pflegeprodukten. Sie färbte meine Haare 2 Nuancen heller, wie meine Naturhaarfarbe und schnitt die Spitzen minimal nach. Das Ergebnis war eine tolle Frisur in einer schönen Farbe und die Haare fielen gut. Ich kam auch Zuhause sehr gut damit zurecht.

Das mit dieser Friseurin und mir ging 3 Jahre gut, doch die Preise wurden immer teurer und der Salonbesitzer war nicht mein Fall. Ich fühlte mich dort nicht wohl und ich ging nicht gerne dort hin, auch wenn sie gut war. Es ist ein sehr subjektives Gefühl, ich kann auch gar nicht genau beschreiben, was ich an dem Salon nicht mochte.

Ich investierte in eine gute Friseurschere, brachte mir das Schneiden selbst durch Youtube Tutorials bei und färbte mit Sanotint. Sogar Strähnchen habe ich schon erfolgreich selbst gemacht. Inzwischen sind meine Haare über 60cm lang und ich bin sehr glücklich damit.

Neuerdings habe ich Naturtint für mich entdeckt und färbe meine Haare damit.

Im Sommer lernte ich eine Stylistin kennen, die sehr begabt ist und ein herzlicher Mensch. Sie ist der Grund, warum ich es wieder gewagt habe, zum Friseur zu gehen. Sie hat mir einen schönen Langpony geschnitten und meine Haare von Spliss befreit.

Es ist aber wirklich schwer, eine gute Friseurin zu finden, der man vertrauen kann und wo man sich auch im Salon wohl fühlt.

Meine Jahrzehnte langen Erfahrungen haben gezeigt, dass von den circa 20 Friseurinnen / Friseuren, die ich im Laufe meines bisherigen Lebens ausprobiert habe, nur zwei vertrauenswürdig und wirklich hervorragend waren/sind.

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