Perfektionismus ist so öde

Kennt Ihr auch diesen Typus Mensch, der immer alles optimieren muss? Der akribisch nach Perfektionismus strebt? Wenn das jemand bei sich macht, ist mir das vollkommen Schnuppe. Ganz anders sieht es aus, wenn Andere mir ihren scheinbaren Perfektionismus aufzwängen wollen. Das geht mir echt total auf den Zeiger.

Ein fiktives Beispiel dazu:
Ich Sofakartoffel überwand endlich meinen inneren Schweinehund und meldete mich zu einem Fitnessprogramm an. Hochmotiviert gehe ich hin, wohl wissend, dass ich eine absolute Bewegungslegasthenikerin bin. Doch dann ist da so eine perfide Perfektionistin, die peinlichst darauf achtet, dass ich meine Übungen haargenau so mache, wie vorgeturnt und keinen Millimeter abweichend. Wie demotivierend.

Nur weil die Vorturnerin seit Jahren eine Sportart macht und viel beweglicher ist als ich, muss sie einem das doch nicht alle Nase lang unterschwellig suggerieren… so auf die Trump Art: total Loser. Jeglicher Schwung, den man zuvor hatte, wird einem damit genommen. Es zieht einen runter. Soll sie doch jede Bewegung choreografiert bis ins Detail durchziehen, ist mir doch piepsegal. Wie befreiend ist da doch die Aussage einer lieben Bekannten “Du, mach Dir nix draus, ich kann das auch nicht. Ich kann nichtmal einen Hampelmann korrekt machen”. Sehr sympathisch.

Wir leben in einer Welt, wo einem meist das Berufsleben schon ein hohes Maß an Perfektionismus abverlangt. Zudem hat die Eine oder Andere noch hohe Ansprüche an sich selbst, eine möglichst perfekte Mutter, Freundin, Ehefrau, Tochter, Autorin, Zeichnerin, Fotografin, Bloggerin etcetcetc zu sein.

Deshalb tut es unheimlich gut, wenn man von Menschen umgeben ist, wo man nicht perfekt sein muss. Wo man auch mal gezielt unzulänglich sein darf.

Wenn man immer und überall und selbst noch im privaten Umfeld “alles geben” muss und zu “Challenges” herausgefordert wird, wo man sich entwickeln soll und wachsen und Pläne ausarbeiten und weiß der Geier was noch, weil man sonst womöglich nicht “ebenbürtig” ist – vergeht einem doch jegliche Lust überhaupt irgendwas zu tun.  Dann mache ich doch lieber einen total unmöglichen, lächerlichen Hampelmann und habe Spass dabei!

Was kann ein Einzelner schon tun?

Ich treffe seit circa zwei Jahren immer wieder einen Obdachlosen. Der grauhaarige Mann ist stets unaufdringlich, höflich und lächelt einen immer an, wenn man ihm etwas gibt. Am Freitag traf ich ihn wieder und – wie immer – bedankte er sich für das Kleingeld, das ich ihm gab.

Zuhause angekommen ging er mir nicht mehr aus dem Kopf. Draussen stürmte es und es fing auch noch an zu nieseln. Mir lies es keine Ruhe, wo er wohl jetzt Unterschlupf finden würde, also fuhr ich nochmals in die Stadt, fand ihn jedoch nicht mehr.

Samstagmorgens machte ich mich wieder auf die Suche und wurde gleich am ersten Platz fündig. Der betagte Mann saß auf dem Boden vor einem Torbogen. Ich gab ihm etwas mehr Geld wie tags zuvor und fragte, ob ich sonst noch etwas für ihn tun könnte. Er entgegnete – nach kurzen Zögern – dass er zurecht käme.

Ich erzählte die Geschichte in meinem Freundeskreis und es gab Stimmen wie “Gib ihm was, das freut ihn sicher sehr” und “Hilfe darf auch nicht aufgedrängt werden”. Das ist sicher richtig, aber irgendwie fühlt es sich trotzdem nicht gut für mich an. Ich ringe da gerade mit mir selbst.

Was könnte man tun? Ihn bei uns aufnehmen möchte ich offen gesagt nicht. Ich weiss, das ist nicht gerade altruistisch, aber ich möchte es echt nicht. Ich möchte unser Zuhause für meine Familie und mich alleine haben und sie mit niemand Fremden teilen. Das ist mit Sicherheit egoistisch, aber ich möchte das nicht ändern.

Müsste ich ihn gar nicht bei uns aufnehmen? Gibt es Notunterkünfte in der Stadt und Streetwalker? Ich glaube nicht. Google hat zumindest nichts ausgespuckt. Würde es schon reichen, wenn man ihn zu Ämtern begleiten würde? Dann hätte er mir das sagen müssen, oder? Würde ich an seiner Stelle eine mir fremde Person um Hilfe bitten? Vermutlich erst, wenn ich verzweifelt genug wäre, aber ich kann mich in eine solche Situation schlecht hinein versetzen. Ich hatte immer meine Familie und Freunde und kann mir nicht vorstellen, wie es ist, alleine und mittellos ohne Dach über dem Kopf zu leben.

Vielleicht hatte er schon früh niemand mehr und war auf sich gestellt und hat es nicht geschafft oder ist abgestürzt. Er sieht jedoch weder aus wie ein Drogenabhängiger noch wie ein Alkoholiker. Er sieht “clean” aus. Wer weiss, was die Umstände waren, die zu seinem jetzigen Leben geführt haben. Vielleicht wäre es mir auch so gegangen, wenn ich mein gesamtes soziales Netz nicht gehabt hätte. Es sagt sich leicht “wie kann es so weit kommen”, wenn man immer Rückhalt und Unterstützung hätte, wenn man sie benötigen würde.

Noch immer habe ich den Augenblick präsent, wie seine Augen kurz leuchteten, als ich ihn fragte, ob ich ihm irgendwie helfen kann.Doch leider erlosch das Leuchten sofort wieder und wurde von Hoffnungslosigkeit ersetzt.

Ich habe mir vorgenommen,immer mit ihm zu reden, wenn ich ihn sehe. Vielleicht baut sich so gegenseitiges Vertrauen auf und ich kann ihm eines Tages auf die eine oder andere Weise behilflich sein, wenn er das möchte und er mir genug vertraut, mich um Hilfe zu bitten.

Mittagessen vom 5. März 2017

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veganes “Gyros” mit Tzazziki aus Lupinenjoghurt von “Made with Luv”, Bratkartoffeln und Salat.

Gestern waren wir auf dem Wochenmarkt einkaufen: 1 Kopfsalat, 2 Handvoll Babyspinat, etwas Kresse, 3 Paprika, 3 helle Zwiebeln und 7 rote Zwiebeln, sowie einen Sack Kartoffeln. Dafür bezahlten wir 24 Euro. Ok, das war alles lokal und bio und sicher beste Qualität, aber leider bin ich auch kein Krösus. Ich bin nicht arm, aber reich sicher auch nicht. Wenn ich nur noch die hochqualitative Bioware kaufe, werde ich arm. Der Salat, die Hälfte der Kartoffeln, etwas von der Kresse, sowie 3 Zwiebeln und 1 Paprika haben wir heuteNachmittag verspeist. Umgerechnet auf die einzelnen Zutaten war das ein exorbitant teures Mittagessen, was wir uns sicher nicht jeden Tag leisten können. Ich verstehe, dass die Landwirte auch gut von ihrem Anbau leben wollen und es steckt ja nun wirklich auch jede Menge Arbeit drin. Das ist alles gerechtfertigt, das will ich nicht damit ausdrücken. Nur ist es leider so, dass sich die meisten Otto-Normal-Verbraucher nicht täglich Bioobst und Gemüse leisten können. Arme Leute erst recht nicht. Das ist sehr schade. Ein Großteil der Bevölkerung ist auf minderwertiges Obst und Gemüse angewiesen, das zwar erschwinglich ist, aber vermutlich auch mit Pestiziden belastet. Wir müssen unsere Körper quasi aus Kostengründen mit Grünzeug aus Monokulturen belasten. Die Biobauern, die hohe Qualität ohne Gülledüngung anbauen, sollten Subventionen bekommen. Damit wäre Bioware für eine weitaus größere Bevölkerungsschicht verfügbar.

Essen ist Privatsache

Warum Essen Privatsache ist!

Es bleibt jeder Person auf dieser Welt selbst überlassen, ob sie/er kein Tierfreund ist und ob ihr/ihm das Schicksal von Viechern total am Allerwertesten vorbeigeht. Es ist in Ordnung der Meinung zu sein, dass Tiere von Menschen gequält und getötet werden dürfen. Die werden doch sowieso geschlachtet. Es ist auch legitim, wenn einen der Erstickungstod von Fischen kalt lässt. Die sind eh so glitschig und sehen hässlich aus. Die dürfen alle gegessen werden und warum?

Weil wir Menschen es können! Es ist Jedermanns freier Wille, ob er zum Untergang unserer Welt beiträgt oder nicht. Wir dürfen nicht in die persönliche Entwicklung eingreifen. Tun wir einfach so, als hätten wir noch ein paar Planeten in der Hosentasche und dass Ressourcen unendlich ausschöpfbar sind. Der Profit und die Gewinnsteigerung sind wichtigere Ziele, als Nachhaltigkeit, Umweltschutz oder gar Tierschutz.

Auch die gutgläubigen Menschen, die noch immer denken, dass der Regenwald abgeholzt wird, um den einen Prozentsatz veganer Weltbevölkerung mit Gensoja zu ernähren, haben das Grundrecht, dass Tiere für sie gemästet werden. Diejenigen, die ernsthaft glauben, dass eine Initiative Tierwohl tatsächlich zum Wohl des Tieres ist und nicht etwa um den Fleischessern ein gutes Gewissen einzureden, können selbstverständlich essen, was sie wollen. Oder all Jene, die Bioeier kaufen, weil die männlichen Küken 17 Wochen leben dürfen, bevor sie als Frikassee enden und nicht schon gleich nach dem Schlüpfen ermordet werden sind mit dem Gesetz auf einer Linie. Es ist Ihre Privatsache. Es geht doch die Allgemeinheit nichts an, was der Einzelne tut.

Die Landwirtschaft und vor allem die Massentierhaltung ist bestimmt nicht zu einem Großteil für den CO2 Anstieg und den immensen Wasserverbrauch verantwortlich. Gülle ist ein hervorragender Dünger. Das macht man schon seit Jahrzehnten so. Das schadet doch dem Trinkwasser nicht. Fleischesser tragen auch nicht zur Armut in der dritten Welt bei. Man spricht von keiner Ressourcenverschwendung. Es wäre ja grotesk wenn Milliarden Hektar Land zum Anbau von Tierfutter genutzt werden würden, während fast 900 Millionen Menschen an Hunger leiden – nur um den Fleischhunger in den Industrieländern zu stillen. Aber das ist ja wurscht, denn „es schmeckt einfach zu gut“. Was kann gegen dieses Argument entgegnet werden – es rechtfertigt Alles. Den Hunger in Afrika genauso, wie die Abholzung der grünen Lunge unserer Mutter Erde. Absolute Privatsache.

Warum sollte man sein Verhalten auch ändern? Es ist doch jedem überlassen, was man tut und geht die anderen einen feuchten Kehricht an. Die gutmenschelnden Weltverbesserer können ja gerne ihr Hühnerfutter picken, aber jeder Mensch hat ein Anrecht auf sein Stück Fleisch. Darauf will man nicht verzichten! Die Konsequenzen erlebt höchstens die nächste Generation, aber uns betrifft das nicht mehr. Also leben wir, als ob es kein Morgen gäbe und nehmen mit was geht. Das hat der Steinzeitmensch auch so gemacht. Fleischkonsum ist schließlich natürlich. Es sei denn, es handelt sich um die eigenen Tiere. Hühner von Fernsehköchen zum Beispiel. Die mag man gerne, die der Nachbarin aber nicht. Dann kauft man sie ihr ab, schlachtet sie und haut sie in die Pfanne. Alles kein Problem. Oder man kauft sich eine Kuh namens Ginger, lässt sie 3 Jahre bei einem Biobauern mästen. Besucht sie dort oft mit der Familie. Streichelt sie, gibt ihr einen Namen und entscheidet dann eines schönen Tages, dass die gute Ginger jetzt lange genug auf der Weide herumgetollt ist und es Zeit für einen saftigen Braten aus ihr wird.  Das Geld, das man in sie investiert hat, soll sich schließlich auszahlen. Man schaut noch zu, wie sie verladen wird und winkt ihr nett nach, bevor es zum Metzger geht. Der Metzger ist selbstverständlich ein tierlieber Metzger des Vertrauens – den es übrigens, wie auch den Biobauern, an jeder Ecke gibt. Er redet noch beruhigend auf Ginger ein, bevor er ihr den Bolzenschuss verpasst und sie in Einzelteile zerlegt. Nicht wie im Massenbetrieb eines großen Schlachthofs. Hier geht es familiärer zu und die Leichenteile ähm Fleischstücke werden tiefgefroren frei Haus geliefert. Man weiß, wo das Stück Fleisch herkommt und wie es gelebt hat und kann zufrieden sein Schnitzel kauen. Man is(s)t nicht wie diese Personen, die sich keine Gedanken über die Herkunft des Fleisches machen und das billigste Zeug im Supermarkt kaufen, wo die Kuh nie ein Stück Himmel gesehen hat und im 3. Trimester schwanger war und mitsamt dem Embryo geschlachtet wurde.

Leben und leben lassen! Das ist kein Zynismus, sondern das Geburtsrecht des Menschen. Schon in der Bibel steht, dass wir uns die Erde untertan machen sollen. Fleisch ist ein Stück Lebenskraft und der Mensch steht nun mal am Ende der Nahrungskette. Wir Menschen sind doch die Krone der Schöpfung. Ok, nicht alle gleichwertig, da gibt es schon noch Abstufungen, je nach Herkunft, Aussehen, Rasse, Nationalität, Geschlecht, sexueller Orientierung, Kontostand… aber trotzdem ist der Niederste unter den Niedersten noch über dem Tier stehend. Wo kämen wir denn da hin, wenn Tiere Rechte hätten? Soweit kommt`s noch. Dann dürften sie womöglich nicht mehr misshandelt, ausgenutzt und getötet werden und was soll der Mensch dann bitteschön noch essen? Es gibt doch nichts außer Fleisch, Wurst, Eiern, Fischen, Honig und Milch.

Dieses vegane Zeug ist eh so ungesund. Veganer ernähren sich nur von Fleischersatzprodukten, denn sonst gibt es ja eh nichts, was man – außer Gras vielleicht – essen könnte. Die formen das auch noch so, dass es fleischähnlich ausschaut. Wie doof ist das denn. Die Fleischesser formen doch auch keine Wurst so um, dass sie ausschaut wie ein Salatblatt.  Dieses Soja ist so gefährlich. Den Männern wachsen Brüste davon und die Frauen bekommen Haare auf den Zähnen. Ganz zu schweigen von der unnatürlichen Pflanzenmilch – das Zeug ist ja schlimmer als Cola. Dann doch lieber den Kälbern ihre Muttermilch wegnehmen. Somatische Zellen sind ja auch kein Problem. Das stammt alles aus der Natur und überhaupt, die bekommen eh genug Antibiotika um die Erreger abzutöten. Es ist für alles gesorgt.

Wir lieben Bienenkotze. Egal ob als Brotaufstrich, oder für kosmetische Zwecke. Die Bienen sterben? Na und! Dann bestäuben wir die Pflanzen selbst, wie es die Chinesen schon teilweise machen. Das schafft Millionen von Arbeitsplätzen. Eine Win-Win-Situation. Darauf erstmal ein Glas Honig, solange es ihn noch gibt. Wenn nicht mehr, werden wir schon einen Ersatz finden. Irgendwo gibt es bestimmt noch Insekten, denen wir den Nektar wegnehmen können. Die amerikanischen Killerbienen bleiben uns vielleicht erhalten.

Die hohen Krebsraten sind nie und nimmer durch den exzessiven Fleisch- und Milchkonsum mit verursacht. Das wäre ja lächerlich. Mit dem Klimawandel – den es sowieso nicht gibt – hat die Tierhaltung auch rein gar nichts zu tun. Wie käme man den auf solche Ideen? Es ist ja nicht so, dass man für die „Herstellung“ eines Hamburgers 2.400 Liter Wasser benötigen würde. Das ist absurd. Wir würden uns doch nicht selbst vergiften und unseren Lebensraum zerstören, nur weil es so gut schmeckt? So etwas Verrücktes würde doch niemand machen, oder etwa doch?